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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 36
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Sollen Tauben nicht fortfliegen, so muß man sie ,,in den drei höchsten
Namen" in den Schlag werfen (WK3).

Bergleute, Schiffer und Fischer können das Pfeifen nicht leiden,
weil es Unglück bringe und die feindlichen Mächte, z. B. den Sturm,
locke (AT 109).

Wenn ein Kind, bevor es reden kann, zum erstenmal vom Elternhaus
weg auf dem Arm seiner Mutter in ein Nachbarhaus kommt, so
beeilt sich die Nachbarin, dem Kleinen mit der Spitze eines Hühnereies
ein Kreuz auf den Mund zu machen. Dies geschieht, damit das
Kind bald und recht reden lerne. Das Ei nennt man das „Schnatter-
Ei" (ST 156 f.).

Volkssage

„In dert Sagen zeigt . . . die Volksseele vielfach ihre ganze sinnige
Größe" (ESch68). Das Volk hat die vielen Sagen verfaßt (KrT140).

Zu dem ältesten Bestandteil der deutschen Volkssage sind jene
Überlieferungen zu zählen, denen vorchristliche Vorstellungen zugrunde
liegen. Die Belebtheit der Natur mit Geistern zeigt sich in
den vielen Sagen, in denen von Wald-, Wasser-, Feldgeistern usw.
die Rede ist.

Wassergeister sind grausam und blutdürstig. Mit Musik und Gesang
locken sie ihre Opfer an sich und ziehen sie hinab in die Tiefe.
Die Sage vom Wildsee zeigt dies deutlich.

„Aus den stillen Wassern des düstern Sees, so erzählt der Volksmund, taucht
bisweilen ein Wasserfräulein mit einer goldenen Leier hervor und lustwandelt,
auf der Harfe spielend, an den Ufern hin.

Sobald sie ihre Saiten und ihre Stimme ertönen läßt, eilt alles, was hören kann,
dem Wildsee zu; selbst das scheue Reh kommt und schmiegt sich an das schöne
Fräulein an.

Die Hirtenbuben, welche vor dem Wald draußen ihre Herden weiden, springen
heran und werden bezaubert vom Sang und von der Nixe Schönheit. Eine innere
Stimme sagt ihnen: Fliehet, es naht euch Verderben! Umsonst, die Macht des Gesangs
und die Schönheit der Gestalt reißt sie hin zur Zauberin.

Liebkosend umfängt das Weib die frischen Knaben, zieht sie dem See zu und
verschwindet mit ihnen in den Fluten.

Uber das Wasser hin aber zieht noch einmal Saitenspiel wie Totenklage" (E 402f.).

Die Nixen, die weiblichen Wassergeister, unterhalten sich gerne
mit den Menschen bei Spiel und Gesang, doch müssen sie pünktlich
sein, denn ihr Vater, der Wassermann, ist streng. Wie es zwei Nixen
ergangen ist, die einmal zu spät heimkehrten, wird in der folgenden
Sage vom Mummelsee auf der Hornisgrinde erzählt.

„Zwei Nixen des Sees besuchten mit Erlaubnis ihres Vaters, des Königs, bisweilen
an Winterabenden die Bauern des Dörfchens Seebach, das tief unterhalb

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