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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 47
(PDF, 67 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0049
Sandsteine, ist kein Mauerrest der einstigen Burg mehr übriggeblieben
*).

Das Kapital ist ein Blattkapitäl, das wohl der Zeit der späteren
Gotik zuzuschreiben ist. Es stellt eine Merkwürdigkeit insofern dar,
als es die Bekrönung einer aus drei Säulchen gekuppelten freistehenden
Stütze darstellt, wie die beistehende Skizze mit den eingeschriebenen
Maßen zeigt (Abb. 1). Die Konturen des Säulenbündels
sind sowohl auf der Unter- als auch auf der Oberseite in die
Fläche eingespitzt. Das Kapitäl ist in seinen Maßen wohlproportioniert
, gibt aber in seiner Form und Gliederung Anlaß zum Rätselraten
über seinen Standort und Verwendungszweck. In der Annahme
, daß es aus der ehemaligen Burgkapelle stammt, dürfte man
nicht allzusehr fehlgehen. Eine Kapelle des hl. Michael ist geschichtlich
nachgewiesen durch eine Urkunde des Papstes Nikolaus IV. vom
Jahre 1289 (Gengenbacher Kopialbuch des 15. Jahrhunderts). Eine
Besonderheit hatte das Schloß, es lag genau auf der Grenze des Konstanzer
und Straßburger Bistums und soll deshalb über zwei Altäre
verfügt haben, von denen der eine, geweiht, zum Bistum Konstanz,
der andere, ungeweiht, zum Straßburger Bistum gehörte („Ortenau",
21. Heft 1934, S. 399). Wenn diese Besonderheit auch in der baulichen
Form der Kapelle zum Ausdruck kam, dann ergab sich in natürlicher
Weise eine besondere Gliederung des Raumes, die sich im Gewölbe
fortgesetzt haben kann, wodurch sich vielleicht die Kapitälform und
ihre zugehörige Stütze erklären ließe. Photographische Aufnahmen
zeigen die Schauseiten des Kapitäls (Abb. 2 bis 4).

*) Heinrich Hansjakob hat die gefühlvollsten und lieblichsten Szenen seiner Erzählung „Der Leutnant
von Hasle" auf der Heidburg spielen lassen, obwohl diese 1623 schon ganz zerfallen war (,,Ortenau"
21. Heft, 1934, S. 396—399, und „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins", 96. Band, neue Folge,
57. Band. Der „Leutnant von Hasle", quellenkritische Untersuchung von Otto Göller). Im Schlußkapitel
seines „Leutnant von Hasle" berichtet Hansjakob von seinem im Mai 1895 ausgeführten Besuch
der Heidburg in Begleitung des 84 Jahre alten Großvaters aus der Schneeballen zu Hofstetten,
der in seinen jungen Jahren noch die gewaltigen Ruinen der Burg sah, die seitdem gänzlich verschwunden
sind. Hansjakob berichtet dann weiter: „Die umliegenden Bauern haben von ihnen ihre
Bausteine geholt, und seit mehr als einem halben Jahrhundert brechen fast täglidi Steinhauer die
roten Sandsteine aus dem Bergkegel, auf dem sie stand. Im Volksmund hat die Heidburg deshalb
ihren alten Namen eingebüßt und heißt heute allgemein das Steinschlößle." Von einem weiteren
Besuch der Heidburg im Mai des folgenden Jahres, diesmal in Begleitung des Dichters Vierordl, berichtet
Hansjakob in seinen Tagebuchblättern „Im Paradies", und er trifft auch dabei wieder seinen
alten Freund, den Steinhauer Klaus von der Funi, der dort mit seinen Gesellen hantiert, um den
Buren drunten in den Gehöften und drüben an den Burghalden steinerne Brunnentröge, Grabsteine
und anderes zu meißeln. (Siehe das Bild „Hansjakob bei den Steinhauern auf der Heidburg" bei
Floeck „Heinrich Hansjakob" S. 365, von dem eine Originalphotographie vom 25. September 1895 im
Museum aufgehängt ist.)

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