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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 144
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Bei den jungen Apothekersleuten hatte sich nach und nach auch
eine Kinderschar eingestellt, wenn auch keine 16, wie bei den Eltern,
so doch sieben Kinder. Aber die Eltern hatten kein Glück mit den
Kindern. Die älteste Tochter, Jakobine, starb als Braut, 19jährig,
einige Tage vor der Hochzeit mit dem Gutsbesitzer Alexander Gottwald
in Offenburg. Später führte dieser Marie, die Schwester seiner
verstorbenen Braut, heim. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder:
Josef, Marie und Ludwig. Sie wurden früh Waisen, da beide Eltern
starben, ehe die Kinder erwachsen waren. Josef verheiratete sich
früh, die beiden andern Geschwister gingen ins Kloster. Ludwig wurde
Benediktiner im Kloster Engelberg, Marie trat ins Kloster Notre
Dame, mere Fidelia. Diese beiden Klosterleute wurden die Ältesten
jener Generation, denn auch die Familie Gottwald war ein kurzlebiges
Geschlecht, das längst wahrscheinlich ausgestorben ist.

/V. Großmutters Bild

Als etwa Mitte des letzten Jahrhunderts in der Erzdiözese Freiburg
der Feiertag Fronleichnam mit feierlicher Prozession und vier
Altarstationen eingeführt wurde, meldete sich in Bühl auch mein
Großvater Ludwig Stolz, einen Altar zu richten. Und meine Groß-
( mutter bemühte sich, diesen Altar aufs schönste zu schmücken.
Durch ihre Sorge kam ein schönes Bild auf diesen Altar. Ich nehme
an, daß das Altarbild aus ihrer Heimat Gengenbach oder vielleicht
aus einem andern aufgehobenen Kloster stammt. Es war ein figuren-
reiches Barockbild. In der Familie wurde es nur Großmutters Bild
genannt. Sein Maler ist nicht bekannt.

Es war in aller Frühe am Fronleichnamstag 1869. In der Apotheke
war alles schon auf den Beinen, auch wir Kinder hatten dem Vater
die Erlaubnis abgebettelt, daß wir zusehen dürfen, wie Großmutters
Bild aus seinem luftigen Aufbewahrungsort heruntergeholt wurde.
Es hing nämlich, in Tücher gut verpackt, an der Decke der Hauseinfahrt
. Mit einem Flaschenzug wurde es mit vielen Umständen
heruntergeholt. Inzwischen war schon der Altar gerichtet, und das
Bild wurde aufgestellt. Dann wurden Vaters schöne Kübelpflanzen,
die sonst vor der Hausfront standen, die hellrot blühenden Granatbäume
, Oleander- und Feigenbäume, um den Altar gruppiert, der
große, von der Mutter gestickte Teppich aufgelegt, ebenso die weiße,
selbstgearbeitete Spitzendecke. Dann durfte ich mit Vater die
schönsten Rosen zum Schmuck des Altars im Garten holen. Wir hatten
dann einen kindlichen Hochmut, wenn uns gesagt wurde:
SApothekers Altar war wieder der schönste. — Zum letztenmal!

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