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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 151
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Hügelsheim war es in diesem Jahr zu spät, sie erwarteten uns im nächsten.
Hühnchen bekamen wir von einer Bäuerin in Sasbach, Chicoree von einem
Züchter in Affental. Die Steinkrüge für den Wein kauften wir in Zell am
Harmersbach, das einmal ein Reichsstädtchen in einem Reichstal gewesen
war, und dort fand sich auch das kräftigste Landbrot.. .

Oder man kehrte ein, in Oos heißt es in dem Roman, den Weg hatte ein Schutzmann
in Baden-Baden auf dem Leopoldsplatz gewiesen, als man ihn befragte,
wo man gut esse:

An einer Tafel im Hintergrund saßen wie auf einem holländischen Schützenbild
gut angezogene Bürger. „Was ist das, ein Verein?" fragte ich das Mädchen
, das die Karten vor uns legte. „Es sind Ratsherren aus der Stadt,
samstags treffen sie sich hier, und empfahl, da es Samstag sei, das Rindfleisch.
Das Rindfleisch war, mit Meerrettich und einer Fülle von Beigabesächelchen,
vorzüglich. Bei den Ratsherren wurde ein gewaltiges Gebilde aufgetragen,
ein Schinken in Teig und Kruste. Der Geruch, der von den rötlichen Schnitten
herüberkam, weckte alle Lebensgeister. Die Hälfte der Herren stopfte die
Serviette in den Kragen; das waren die Kenner, die entschlossenen Genießer.
Freude am Dasein, die Hingabe an den Augenblick, dieselbe demokratische
Kameradschaftlichkeit, die Freiburg so liebenswert gemacht hatte, umfing
auch hier die Menschen vom Oberrhein ...

Nun, man kann nicht alles aufzählen, was in dem Roman zu diesem Thema
Natur, stets sinnvoll in die Handlung einbezogen, gesagt wird: nebenbei, in jener
kargen, aber unerhört wesenhaften, leuchtenden Prägnanz eines Stiles, der Otto
Flake wie keinem zweiten deutschen Dichter eigen ist.

Ebenso steht es um die Bemerkungen, die hier geschichtliche Verknüpfungen in
die Handlung der Gegenwart sehr bewußt einordnen. So wird einmal von einem
Ausflug an den Rhein und in seine Dörfer berichtet:

Sieben Jahrhunderte wichen zurück, als das romanische Portal von Schwarzach
sich ins Bild schob. Rodende Mönche hatten ein Gotteshaus gebaut, als noch
Bären in den Forsten hausten und die Wildarme des Rheins bis zu den
Inlandäckern spülten. Wir gingen hinein, um die gewaltigen Rundpfeiler des
Langhauses anzusehen. Sie waren aus einem Stück, fugenlos, rote Sandsteinsäulen
, die in einem ägyptischen Tempel stehen konnten, uralte Ornamente
schmückten die Kapitäle. Die Abtei war untergegangen, die Kirche geblieben.
Als ich auf dem nördlichen Arm eines Wegweisers Stollhofen las, auf dem
südlichen Lichtenau, meldete sich mein Historikergedächtnis. In den Kämpfen
mit Ludwig XIV. hatte der Markgraf von Baden, den man den Türkenlouis
nannte, die Stollhofener Linien zum Schutz von Bühl angelegt, und Lichtenau,
unweit Kehl, war die Residenzstadt im Hanauer Ländchen gewesen. Ich
fragte Ortenau, ob er mich bei Gelegenheit nach Lichtenau bringen wolle:
„Ich suche das Benzin aufzubringen, was vorerst noch eine schwierige Aufgabe
ist. Ich freue mich, daß Sie der neuen Heimat Interesse abgewinnen.
Eine Landschaft, in die man nicht hineinwächst, ist ein Gefängnis . . ."

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