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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 152
(PDF, 67 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0154
Ein paar Seiten weiter, Dr. Sparre zieht die Nutzanwendung von der Bemerkung
des Freiherrn:

Als Archivar hatte ich oft mit der kaiserlichen Landvogtei Ortenau zu tun
gehabt. Sie setzte sich im alten Reich aus drei Reichsstädten, zwei Reichstälern
und vier Gerichtsbezirken zusammen, alles Enklaven. Aber unter
Ortenau verstand man auch das ganze Land, das vom Breisgau im Süden
bis zur Linie Baden-Baden-Iffezheim reichte. Ich konnte leidlich zeichnen
und machte mir gerade das Vergnügen, eine Karte der geographischen
Ortenau zu entwerfen und in sie wiederum mit Farbstiften die ehemaligen
Herrschaften des heutigen Amtsbezirks Bühl einzutragen — Bühl hatte zur
Markgrafschaft Baden-Baden, Achern zur Landvogtei, Renchen zum Hochstift
Straßburg, Lichtenau zur Grafschaft Hanau, Schwarzach zur Abtei gehört—,
als Sabine anklopfte, um nach mir zu schauen. „Wie lieb von Ihnen, geruhen
Sie, sich zu setzen und eine Zigarette zu nehmen", sagte ich — „es sieht bei
mir wie bei einem Zeichenlehrer aus — alles Wissen ist mit Pedanterie verbunden
, ob einer nun Briefmarken sammelt oder historische Studien treibt." —
„Warum entschuldigen Sie sich? Auf die Vergangenheit stößt man hierzulande
bei jedem Tritt. Wissen Sie, was Vater von Ihrer Anwesenheit
erhofft? Daß er endlich einmal zu einer lesbaren Geschichte des Schlosses
kommt..."

Ein langes Zitat, und es wäre noch fortzufahren — doch so schon sagt es, wie
reizvoll Flake, hier wie anderswo, Historie und Handlung ineinander bindet —,
nur der Analytiker merkt, welche große Kunst hier im Kleinen am Werk ist.

Oder die Schilderung, die der Dichter von Alt-Windeck gibt:

Es war eine Idealruine, mit dem mächtigen Bergfried und dem zweiten Turm,
beide aus Granit. Die Herren Ritter hatten eine prächtige Aussicht gehabt,
auf die Ebene, auf die Straßen, die Zufahrten und die Siedlungen der
Hörigen, die für sie arbeiteten. Wo waren damals meine Vorfahren gewesen?
Entweder hatten sie in einem Städtchen als Handwerker gelebt oder in den
Dörfern als Fronende. Der erste Sparre, von dem ich wußte, war zu Luthers
Zeiten Pfarrer in der Lörracher Gegend geworden, ein abtrünniger Mönch
wie Luther, und sein Weib stammte aus Schaffhausen, eine Stimmer, vielleicht
oder vermutlich mit dem Maler Tobias Stimmer verwandt ... Ich
liebte es, nach rückwärts zu denken; die Gegenwart verlor ihre Wichtigkeit
mitsamt dem lieben Ich. Auf dem Rücken liegend an einem altersgrauen
Turm hinaufzuschauen in das intensive Mittagsblau, wo eine Weihe so ruhig
verschwebte, daß man die Zeichnung auf den Unterseiten der Flügel sah,
war schön, ein völlig absichtsloser Zustand. Verschweben und Schauen, es
gab schwerlich eine andere Freiheit. . .

An einer anderen Stelle finden wir in knapper Form eine reizvolle Geschichte
der Botanik unserer Landschaft; auch sie sei wiedergegeben:

Als mir der Vater erzählte, wie die Bauern den Anbau von Hanf eingestellt
tind die Äcker mit Tabak bepflanzt hatten, beschäftigte dieser Wechsel meine

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