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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 160
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0162
Der romanische Außenbau ist nicht bloß Hülle, sondern ist in sich
bedeutungsvoll. Er wurde zum Durchbruch des Religiösen in das
Landschaftsbild. Er wurde zur lebendigen Feier des Jenseitigen im
Diesseits. Er brachte das stärkste Moment in das Bild des Mittelalters
, den Frieden zwischen Himmel und Erde.

Auch rein künstlerisch gesehen wurde der romanische Außenbau
zum großen Erlebnis. Die gestufte Ordnung von Hochschiff und Seitenschiffen
, von Westwerk und Ostwerk, von Vierungs- und Fassaden-
tüimen öffnete die Wucht des. Ganzen für Luft und Licht. Die Ornamentik
, die Lisenen und Portale, der schwingende Zauber der
Rundbogenfriese, Blendarkaden und Zwerggalerien verbanden mit
der gewaltigsten Schilderung das zarteste Gedicht. Der romanische
Außenbau erhielt ein wundersames Heldenpathos3).

Nicht ganz so rasch und stürmisch wuchs der romanische Innenraum
hinein in seine Reife. So haben z. B. die meisten romanischen
Kirchen des Elsaß in ihrem Innern noch etwas Enges, Drückendes,
allerdings einen starken Schauder des Uberirdischen ausatmend. Der
Durchbruch begann mit Alpifsbach und dem gleichzeitigen St. Georg
zu Hagenau, wo jeweils die freie Höhe einer Säulenbasilika bis zur
klassischen Schönheit emporstieg — der Rückblick von den Chorstufen
aus erlebt jenes Unaussprechliche, das die Verse ahnungsvoll
sagen:

,,So schreitet die Ewigkeit

durch die Hallen unseres Gottes4)."

Eine einzigartige, fast geschlossene Linie des romanischen Stiles
wurde der Oberrhein, der in der Romanik seine größte europäische
Stunde erlebte. — Konstanz, Reichenau, Stein, Schaffhausen, Basel,
Gebweiler, Murbach, Lautenbach, Breisach, Sigolsheim, Schlettstadt,
Rosheim, Altdorf, Dorlisheim, Straßburg, Gengenbach, Alpirsbach,
Hirsau, Hagenau, Surburg, Altenstadt, Speyer, Limburg i. d. Pf., Worms
und Mainz sind mit ihren romanischen Bauten das versteinerte Nibelungenlied
, das bald in stiller, verträumter Minne, bald in rauschenden
, machtvollen Tönen die Wogen des Stromes begleitet.

Der Schlußton diesesLiedes ist das Klostermünster zu Schwarzach
vom Jahre 1220. In ehrfurchtsvoller Zusammenfassung ist es zugleich
das letzte Beispiel der alten Hirsauer Bauüberlieferung in der
Anlage und der stärksten elsässischen Einflüsse im romanischen
Formencharakter.

3) vgl. Lützeler, Die christliche Kunst des Abendlandes.

4) Aus dem Exultet des gregorian. Osterchorals.

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