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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 164
(PDF, 67 MB)
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der schönsten und interessantesten Monumente anspruchsloserer
Art, die die romanische Kunst auf deutschem Boden schuf""). Zugleich
aber gehört er zu den ergreifendsten Denkmälern des größten Umbruches
in der oberrheinischen Kunstgeschichte.

2.

Wir betrachten nunmehr im einzelnen zunächst das Äußere der
Schwarzacher Abteikirche. Wenn man vom Lindenbrunnen die alte,
einst so erlebnisreiche Kirchstraße heraufkommt, ist der erste Eindruck
trotz der ehrwürdigen, ergreifenden Patina schlicht, ernst und klar.
Die heute völlig turmlose Westfassade präsentiert wie an den Stadtkirchen
zu Rosheim, Hagenau und Schwäbisch-Gmünd den Durchschnitt
vom Langhaus. Je mehr man sich dieser Westfassade
nähert, desto ernster wird ihr Gesicht, desto mehr verspürt man in
ihrer Gesamtkontur eine zwingende Einordnung in die allgemeinsten
mathematischen Gesetze. Trotz einer zweifellosen Abänderung ist
auch heute der Sinn dieser absoluten Gesetzmäßigkeit keineswegs
ein Ersetzen der baulichen Schöpferkraft, sondern sakraler Dienst
am Weltgesetz und ein Anbeten dessen, ,,der alles mit Maß und Zahl
geordnet hat". Der Aufstieg der Seitenschiffe endigt im Verneigen;
der Aufstieg der Hochschiffwände macht Halt dort, wo es sein muß,
schließt sich im Mittelgiebel zusammen wie zwei gefaltete Hände,
die das Giebelkreuz umfassen.

Nicht so geglückt allerdings ist die nachträgliche Wirkung der
heutigen Wandflächen innerhalb der Gesamtkontur. Hier läßt sich
manch Verwirrendes nicht leugnen und erinnert leider an Dehios
Feststellung einer späteren „Deformierung" des Schwarzacher Westwerkes10
).

Die Dreiteilung des Kircheninnern wird auch nach außen durch
drei Flächen betont, die von vier breiten, kräftig profilierten Wand-
lisenen abgegrenzt werden. Die zwei mittleren Lisenen zeigen eine
interessante Aufteilung; die ersten zwei Drittel sind vorgekragt; das
untere Drittel erweitert sich zu Pilastern, aus deren Füßen Halbsäulen
herauswachsen; die Pilasterkapitäle tragen einen flach aufgemeißelten
Rundbogenfries und gehen in der Mitte reliefartig in
die Kapitäle der Halbsäulen über. Diese Detailgestaltung ist wirklich
zu den schönen, edlen Formen aus der besten Zeit der romanischen
Bauweise zu zählen. Die zwei äußeren Lisenen entwachsen

») Sauer, Die Abteikirche in Schwarzach, Fr.D.A.N.F.B. 5.
'") Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, B. IV. A.

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