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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 165
(PDF, 67 MB)
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ebenfalls pilasterartig dem hohen Sockel, sind aber oben wie plötzlich
abgeschnitten. Ebenso unorganisch wirken heute zwei schaftlose
Kapitale, die in der Höhe der beiden Halbsäulenabschlüsse an die
Außenlisenen angelegt sind. Von schöner Wirkung dagegen sind
wieder drei Blendbogen, die über den Kapitalen aus den Wandflächen
wachsen.

Ausnahmslos edel und schön ist das Portal. Selten ist ein Kircheneingang
nur eine nüchtern-praktische Öffnung, sondern wird
meist in einem Prozeß der Einladung und Verinnerlichung zu einer
festlichen Pforte, die in ihrer abgetreppten Form die Menschen nach
dem Kircheninnern sammelt. Ganz in dieser Tendenz entfaltet sich
auch die Bucht des Schwarzacher Hauptportales. In natürlicher Konsequenz
drängt sie aus dem hohen Sockel und dem Gemäuer nach
innen. An den Buchtwänden wechseln drei kräftig hervortretende
Pfeiler mit dazwischen gestellten Säulchen. Die Reihe sämtlicher
Kapitale zieht geschlossen bis zu den mittleren Abschlußlisenen
und trägt wie am Nordportal des Wormser Domes einen zarten
Strickfries und ein flach aufgemeißeltes Palmettenmotiv. Darüber
gehen Pfeiler und Säulchen in den Portalbogen über. Wirkungsvoll
erweitert wird die Portalanlage dadurch, daß das abgerundete Sockelgesims
sich in der Form des Portals rahmenartig, weich und unaufdringlich
um dasselbe herumlegt.

Unmittelbar neben dieser prächtig-klaren Disposition des Portales
bleibt ihre stark hervortretende Überdachung ein widerspruchvolles
Rätsel. Zwei Steillinien entsteigen einer mehrfach gegliederten Basis
und vereinigen sich über dem Portalscheitel in einer kleeblattförmig
geschwungenen Horizontalen. Ist das wirklich ein mißglückter Versuch
oder gar eine „Spielerei" des sonst so fähigen Portalmeisters? —
oder war diese Überdachung mehr als Rahmen einer aufgemalten
Kreuzigungsszene gedacht, von der noch die Mittelgruppe, allerdings
sehr verblaßt, zu sehen ist?—oder stand sie in besonderer Beziehung
zum Gewölbe der ehemaligen Vorhalle? —

Auch die einstige Gestaltung der Vorhalle blieb ein Rätsel.
Die Westtürme waren bei den Reformklöstern, zu denen auch
Schwarzach gehörte, geradezu Regel; so hatte Hirsau St. Peter, Limburg
a. d. H., Mauersmünster und Schlettstadt St. Fides dieses mächtige
, eindrucksvolle Westwerk, aber auch die romanischen Münster
zu Straßburg und Basel, ebenfalls Schaffhausen, das als Vorbild für
Schwarzach genannt wurde, in Wirklichkeit aber erst durch De-
formierung die Westtürme verlor. Weiterhin nötigt eine Notiz von

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