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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 166
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Grandidier, daß dem Schwarzacher Kirchenbrand von 1299 acht
Glocken zum Opfer fielen, zur Überlegung, ob überhaupt diese
Glocken alle im Vierungsturm untergebracht sein konnten. — Aber
weil ein direkter urkundlicher Hinweis auf Westtürme nicht bekannt
ist, bleibt das Rätsel ungelöst.

Auf jeden Fall hatte das Schwarzacher Klostermünster ehedem
seine Vorhalle, welche die heutige Disharmonie der Westfassade
ausgeglichen hat. Wohl ähnlich wie zu Alpirsbach und Gengenbach
gewährten aus dem Raum des oberen Vorhallengeschosses zwei
schön umrahmte Fensteröffnungen, die auch in Schwarzach durch
Mittelsäulen untergeteilt waren, Einblick in die Kirche. Wenn dieser
Raum, als das Schwarzacher Klostermünster im 15. Jahrhundert zugleich
Pfarrkiche wurde, wie bei anderen Abteikirchen Taufkapelle
war, stand wahrscheinlich in der heute so unangenehm leeren Rundbogennische
zwischen den zwei Fensteröffnungen eine Plastik, die
auf das Taufsakrament Bezug hatte, wie Johannes Baptista, dem zu
Ehren eigene Taufkirchen erbaut wurden, überdies wurde gerade
seit dem 15. Jahrhundert im Zusammenhang einer nie wieder erreichten
Wertschätzung der Mutterschaft in den Taufkirchen besonders
gern das Bild der hl. Mutter Anna aufgestellt11).

Wenn wirklich ehedem ein Pultdach der Vorhalle auf die noch
sichtbaren Vorsprünge der Mittelschifflisenen aufgelegt war, ragte
aus dem ganzen Westwerk nur noch der heute so einsame und kaum
gegliederte Westgiebel heraus, und sein Rundbogenfries, Rundfenster
und Steinkreuz genügten, um den heutigen Eindruck der Disharmonie
nicht aufkommen zu lassen.

Ein Kleinod von großem Wert und Rang ist der Schwarzacher
Münsterkirche verblieben, das Tympanonrelief im Portalbogen
. Christus, die Mittelgestalt, bat in dieser Ausführung zwei bedeutende
rheinische Parallelen. Die eine am Mittelgiebel vom ehemaligen
Westlettner des Mainzer Domes hat kein Geringerer geschaffen
als der Naumburger Meister; auch hier ist der Sitz kräftig
profiliert und ohne Lehne; Christus allerdings ist als mitfühlender,
erlösungschenkender Menschensohn gedacht. Die andere Parallele
schmückte einst das Bogenfeld vom Südportal des Wormser Domes;
ein jugendlicher Christus trägt Mütze und Krone und über dem Knie
ein geöffnetes Buch; die Gewandfaltung und Halsbordüre sind auch
hier sehr stilisiert12).

51) Veit, Volksfrommes Brauditum im Mittelalter, 1936.
1?| Weigert-Hege, Die Kaiserdome am Mittelrhein, 1933.

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