Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 168
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0170
tympanon unmittelbar in Verbindung gebracht mit Bamberg und
seinem namenlosen, unsterblichen Meister14). Dort ist Sturm und
Glut — hier verstummen zwei Menschen, gebannt vom Atem der
Ewigkeit. Beidemal schenkte der Meister eine größte Offenbarung.

Eine grünliche Patina und dunkle Schatten geben der ganzen
Nordseite der Münsterkirche viel von einem uralten Burggemäuer
im Walde — und doch hat sie dem, der schweigend in ihren Schatten
verweilt, etwas ganz Großes zu sagen — die Offenbarung einer
Gottesburg, stark und sich selber treu.

Immer wieder tut es einem der stark profilierte Sandsteinsockel
an, zwar vermoost und angefressen, aber immer noch trutzig und
fest. Nicht als Fremdkörper, sondern wie natürlich gewachsen, steigt
aus dem Sockel die ausgewaschene, ausgefurchte, aber ungewohnt
großformatige Backsteinmauer des Seitenschiffes. Seine Baulinie
ist heute dreifach gegliedert. Der Anfang ist ursprünglich, heute
zurücktretend und ganz verschlossen. Es folgt die an sich sorgfältige
Erweiterung der Barockzeit mit dem alten Material; die erweiterten
und erhöhten Fensternischen sind glücklicherweise tief in das Gemäuer
eingegraben, so daß sie nicht allzu störend wirken. Im Anstoß
an den Querbau erweitert sich das Seitenschiff noch einmal durch
eine angefügte Treppenhausapside, zwar dreikantig, aber recht weich
geformt. Die gleiche Aufteilung zieht in ihrer Art wogend über das
Seitenschiff dach.

Von den vielen Jahrhunderten unberührt und ursprünglich, folgt
nach oben die Hochschiffwand als kostbares Denkmal reifster Romanik
. Auf ihre lange, absolut ruhige Linie sind sechzehn rund-
bogige, auf einer Sohlbank aufsitzende Blendnischen flach eingezeichnet
, wovon acht sich in kleinen, rundbogigen Fenstern öffnen,
über diesem stillen, wundersamen Auf und Ab zieht unmittelbar
unter dem Dachgesims ein kräftig hervortretender Rundbogenfries
hin mit „der schlichten Schönheit einer steinernen Krone oder wie
eine weltfrohe Befreundung zwischen Kunst und Natur"ir'), die in der
denBau umgebenden Rheinlandschaft in ebenso schlichter Schwingung
von Wald und Flur auf- und niedersteigt.

Was nun folgt, ist von selten tiefer Wirkung. Die gesamte Horizontallinie
des Klostermünsters drängt sich zusammen und steigt
in der kraftvollsten Vertikallinie des vierkantigen, wuchtigen, majestätischen
Vierungswerkes empor zur freien Höhe. Wer dieses

UJ Sauer, Die Abteikirche in Schwarza*, Fr.D.A.N.F.B. 5.

ls) Lützeler, Die christliche Kunst des Abendlandes, II. 4. 1935.

168


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0170