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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 172
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heute ein dreistöckiger Sakristeibau aus der Barockzeit, der gleichzeitig
den Aufstieg ermöglicht zur Glockenstube im Vierungsturm.
Gleich zu Beginn hat das Nebenschiff ein schönes, ursprüngliches
Seitenportal, das nach oberitalienischen Vorbildern von einem viereckigen
Gesims eingerahmt ist.

Sonst aber liegt gerade über der Südseite etwas ganz Seltsames;
man spürt an ihr am meisten die tief schmerzliche Entblößung und
Loslösung vom einstigen Kloster. — Zum Wesen der reifen Romanik
gehört „die Befreundung der Dinge"18). Diese wurde dem Schwar-
zacher Klostermünster wie durch einen Raubmord entrissen. Die dadurch
entstandene unmittelbare Umgebung verhält sich zu der kostbaren
Architektur fremd und gleichgültig, in gewissem Sinne feindselig
. Das heutige Ackerfeld an der Südseite der einstigen Münsterkirche
trägt in seinem Schoß eine Frucht nicht zum Leben — sondern
zum Tod —, nämlich die Fundamente einer brutal vernichteten
und abgebrochenen tausendjährigen Reichsabtei. Besonders ihr mittelalterlicher
Bau war nicht Zufälligkeit neben dem Münster, sondern
mit seinem wundersamen Kreuzgang ein organisches Glied und die
schönste Vollendung. Die Erben der Reichsabtei haben alles weggerissen
, auch den barocken Ersatz — und das nicht einmal aus
wirtschaftlichen Gründen. Dadurch wurde die Umgebung der Abteikirche
ein Friedhof großer, verdienstvoller Vergangenheit — die
Kirche selber ihr Grabmal, zwar monumental, fast einmalig —, aber
halt doch ein Grabmal, von dem besonders in den blassen Mondscheinnächten
das Wort gilt:

„nun schweigt es still das alte Haus —
mir aber ist's, als schritten
die toten Väter aus den Gräbern,
um für ihr Haus zu bitten." —

3.

Wir betreten durch das große Portal der Westseite das Innere
der Münsterkirche. Nachdem Paulinzella nur mehr eine, wenn auch
einzigartige Ruine geworden ist, sind uns wenigstens aus der großen
Raumgestaltung des 12. Jahrhunderts St. Michael und St. Godehard
zu Hildesheim erhalten geblieben. In Süddeutschland treten würdig
an ihre Seite der bedeutendste romanische Bau des Donaugebietes,

19} Lützeler, Die christliche Kunst des Abendlandes II., 4.

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