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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 184
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und Symbolik, der Dichtung und dem Leben abgelauscht. Daher ist
sein Motiv ein vierfaches, das mit delikat-sauberer Arbeit durchgeführt
wurde.

Das Motiv war in seinen ersten Beziehungen der Pflanzenwelt
entnommen. Das Vorbild waren nicht nur schematische Vorlagen
, sondern Wald und Flur in der nächsten Umgebung. Wir finden
gelappte und unsymmetrische Eichenblätter, tiefgefurchten Wegerich,
langen, schwertförmigen Schilf der gelben Wasserlilie, Ranken des
,,ranunculus repens", des kriechenden Hahnenfußes mit großen und
kleinen Blättern, Blüten, Knospen und Kelchen, ferner Weinranken
mit Trauben, Tannenzapfen, Äste von Obstbäumen, ein Ährenfeld,
Frühjahrsgemüse und stark gezahnte Blätter der Brombeerhecke,
öfters allerdings ist auch die stilisierte Palmette verwendet, aber
wieder nicht schematisch, sondern geschlossen, gesprengt, drei- und
fünflappig, aufwärts- und abwärtsgerichtet und gerollt. Ohne Zweifel
erlebte der Steinmetz die Natur und ihre Phasen und Formen und
gab ihre Schönheiten wieder in vollendeter Fertigkeit.

Das zweite Motiv vermittelte die Tierwelt. Das Ergriffenwerden
des Menschen vom Wesen des Tieres gehörte zum religiösen Ur-
erlebnis aller Völker, indem die Tierwelt vielfach als Verkörperung
vitaler Erdkräfte und als Ausdruck elementarer Potenzen empfunden
wurde. Das großartigste Denkmal dieser Synthese ist der Tierkreis
am Himmel als hl. Rhythmus der Gezeiten. Seine Bilder sind Symbole
der ewigen göttlichen Kräfte. Im Zodiakus, durch den die Sonne
ihren Weg scheinbar nimmt, haben sieben Bilder Tiernamen. Aber
auch die meisten Kraftzentren, die der Mond durchläuft, haben bei
den alten Völkern des Orients Tiernamen. Die Tierornamentik selber
war auch in Europa in der vorgermanischen wie germanischen Zeit
sehr gebräuchlich. In der Völkerwanderung vermischten sich die
südlichen und nördlichen Elemente und die Frucht war einerseits
der „Physiologus", andererseits die symbolhafte mittelalterliche Tierornamentik
an Kirchen und kirchlichen Geräten23).

Solche Beispiele sind die Evangelistensymbole zu Rosheim, Sigols-
heim und Alspach, das Lamm Gottes zu Altenstadt, Eschau, Sigols-
heim und St. Johann, Simson mit dem Löwen zu Eschau, Spiel der
Hasen, von denen einer ein Männchen macht, zu Murbach, endlich
eine reichbesetzte Tierszene im Wald an St. Fides Schlettstadt. Aus
den Tierkreisbildern blieben von Schwarzach Widder, Löwe und
Krebs erhalten, eventuell von den Evangelistensymbolen ein herr-

") Wera v. Blankenburg, Hl. u. dämon. Tiere, Leipzig.

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