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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 195
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nutzes, da er selbst Müller sei, und er, wie auch der Zwölfer Seeger,
ihr Amt mißbraucht hätten. Endlich wurde angeführt, daß der Deichmüller
auf jeden Fall bauen müsse, da der jetzige Baugrund feucht
und ungesund sei, er auch das Material schon liegen habe und empfindlich
geschädigt würde, wenn der Gegenstand nicht bald zur hohen
Entscheidung gelange.

Am 3. September wurde hierauf in einem Regierungs- und Kammerprotokoll
eröffnet, daß die Änderung nach dem Gutachten des
Ingenieur-HauptmannsTulla bestätigt werde, daß aber Hauptschwelle
oder Fachbaum des neuen Wasserbaues im Beisein des Vogtes Fabert
von Achern pünktlich nach dem Nivellement des alten Fachbaumes
einzulegen sei. Seither liegt die Deichmühle am Fuße des Ober-
acherner Hausberges, des Bienenbuckels, auf der nördlichen Uferseite.

Die Deichmühle in neuer Zeit

Der Bau der Eisenbahnen, die Zunahme des Verkehrs nach fremden
Ländern und das Eindringen von Erzeugnissen aus Übersee hatten
eine weitgehende Änderung der menschlichen Bedürfnisse zur Folge.
Der Hanfbau ging rasch zurück und das Gestampfe der Plaueln am
Mühlbach wurde seltener; die Mehlsuppe am Morgen und der Brei
wurden auch auf dem Lande unmodern, und mancher der zahlreichen
Müller hatte wenig zu tun. Dagegen war das Holz des Schwarzwaldes
weiterhin und überall begehrt. Im Zuge dieser Zeitströmung
wurde die Deichmühle in eine Sägemühle umgebaut. Auch als solche
konnte sie sich behaupten und den jeweiligen Forderungen der Zeit
genügen. Im letzten Jahrhundert, als es weder Sparkassen noch
Krankenkassen gab, oblagen solchen gewerblichen Betrieben auch
soziale und caritative Aufgaben. Sie verwahrten die Spargroschen
ihrer Dienstboten und Arbeiter, verzinsten sie und liehen auch Geld
aus. Kranke und Arme durften an die Türe klopfen und eine Unterstützung
erheischen. Als im Jahre 1851 eine Kartoffelkrankheit entstanden
war und man die Armen durch öffentliche Suppenanstalten
vor dem Hungertode bewahrte, nahm sich auch die Deichmühle von
diesem Werk nicht aus. Noch lange Jahre nachher empfingen Arme
allwöchentlich an ihrem Tag ihre Kanne Suppe aus der Küche der
Deichmühle.

Der letzte Namensträger des alten Geschlechts „Müller" war Altbürgermeister
Wilhelm Müller (1859—1944). Als Bürgermeister von
Oberachern (1909—1929), als Jäger und Naturfreund war er weiten
Kreisen bekannt. Durch zahlreiche Spazierwege suchte er die Schön-

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