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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 197
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erledigen. Wollte man den feinen Spinnhanf gewinnen, so wurde der
Bast auf sogenannten „Stampfen" gewonnen, sollte aber der Faßoder
Schuhmacherhanf zu Tauen und Seilen gewonnen werden, so
fiel die Bearbeitung der ,,Plaule" zu. Diese bestand aus einer ausgedehnten
runden Steinplatte, worüber eine schwere Steinwalze rotierte
; der fachmännische Leiter dieses Zerreibens oder „Plauelns"
war der „Plaule".

Ein altes ,,Riebhüsle" oder auch „Plauel" findet man heute noch
in Kork; in vornehmer Bescheidenheit steht es auf der linken Seite
des Plauelbaches gegenüber der Küferei und Weinhandlung von
Wilhelm Lehr, Eisenbahnstr. 153. Leider sind die Einrichtungen dieser
ehemaligen Riebi heute vollständig verschwunden; man will wissen,
daß sie in Odelshofen nochmals zu neuer Tätigkeit aufgebaut wurden
. Die Kraft, den reibenden Stein in Bewegung zu setzen, lieferte
das Wasser des Plauelbaches. Nicht nur in Kork, sondern überall,
wo er menschliche Siedlungen berührte, wurde ihm solche Arbeit
zugedacht. Was lag daher näher, als daß man diesen Wasserarm mit
dem Ehrentitel eines Plauelbaches belegte, nachdem man ihn früher,
wie aus einem alten Plane zu ersehen ist, wie seinen Zwillingsbruder
bei Neumühl Gieselbach genannt hatte. Einen Plaueibach finden wir
auch bei Wagshurst und einen Plauelgraben bei Rheinbischofsheim.

Das Wort „plaueln" steht mit „bleuen" im engsten Zusammenhang
und bedeutet demnach schlagen oder stoßen. Während „bleuen"
im „Pleuelgraben" bei Rheinbischofsheim erhalten ist, haben wir in
Kork und Wagshurst den „Plaueibach".

In den Akten des Generallandesarchivs in Karlsruhe begegnete
mir die Korker Plauel mehrfach, so erstmals im Jahre 1672. Dieses
Schriftstück trägt den Titel: „Die von Michael Fenzling in Lehnung
gehabte gemeine Plauel und nachgesuchte Erlaubnis, eine eigene
bauen zu dürfen betr." Seit 20 Jahren hatte sich Michael Fentzling
in Kork als Bürger (er kam von Willstätt) häuslich niedergelassen.
Er hatte Ackerbau getrieben und sich vornehmlich durch seine ,,er-
lehrnte Hantierung des Hanff machens ernehrt". Zur Hebung des
Hanfbaues hatte er mit Einwilligung der Gemeinde „eine Plauel" erbaut
und diese um einen jährlichen Zins, der an die Gemeinde zu
entrichten war, besessen. Jetzt wollte aber die Gemeinde diesem Erbauer
und langjährigen Inhaber der Plauel diese entziehen, um sie
angeblich selbst zu betreiben. Dem Fentzling kam jedoch zu Ohren,
daß diese Plauel an einen andern verpachtet werden sollte. Durch
diese Maßnahme der Gemeinde würde, wie Fentzling selbst berich-

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