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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 244
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zu Lande unbekannt. Aber wie sollten die fast hundert Menschen,
die gänzlich von der Scholle losgelöst waren, leben? Auf Brotkaufen
war die bäuerliche Wirtschaft nicht eingestellt. Anders die Glasmacher
und ihre Dienstleute! Ihretwegen sind die Mühle und die
Bäckerei im „Klusenbachtal" entstanden. Sie verarbeiteten den kärglichen
Roggen der Höhenhöfe zu Mehl und Brot, das dann von den
Glasmachern und ihren „Trabanten" gekauft wurde. Oben auf dem
Mitteleck und in der Kolonie hat also hier der Brothandel seinen
Ursprung, hier werkten der „Klusenmüller" und der ,,Klusenbeck".

Außer von dem „Beck" wußte mir ein altes Mütterchen auch noch
vom „Hüttenpfaff" zu erzählen: Wie bekannt, drückte die Glashütte
und damit den Abt des Gengenbacher Klosters eine beträchtliche
Schuldenlast. Zwischen dem Abt und dem Konvent, der der Glashütte
nicht gewogen war, entstand Zerwürfnis. Schließlich steigerten
sich die Unstimmigkeiten so, daß der Abt aus Gengenbach wegzog
. In Nordrach-Kolonie ließ er sich in dem, heute nach ihm benannten
„Herrenhaus" nieder. Nordrach-Kolonie gehörte ja zum
klösterlichen Gebiet, so daß der Abt auf eigenem Boden blieb. Natürlich
fanden es die Gengenbacher unschicklich, daß der Abt außerhalb
des Konvents wohnte. Sie taten sich zusammen, um dem Abt
die Gelder zur Verfügung zu stellen, daß er die Schulden tilgen
könne. Der Abt nahm das Geschenk dankbar an, kehrte indes nicht
nach Gengenbach zurück, sondern blieb bis zu seinem Tod in der
Kolonie. Er war dort allzeit beliebt und geschätzt. Nach seinem Tod
wob die Legende ihre Fäden. Nun zeigt sich der Abt bald als alter
Freund, bald als Schreckgespenst. In mondhellen Nächten oder in
der Dämmerung soll er oft in Gärten oder auf Speichern erscheinen.
Auf dem Holzplatz sollen „früher" die Holzscheite nachts oft hin-
und hergeflogen sein; am nächsten Morgen sei indes vom nächtlichen
Spuk nichts mehr wahrzunehmen gewesen. Alte Leute glaubten
noch fest an die Geschichten vom „Hüttenpfaff", und das Mütterchen
versicherte mir, es habe vor vielen Jahren selbst den Hüttenpfaff
eines Nachts im Garten gesehen.

Wir gehen unsern Weg weiter hinunter ins Tal. Wir wollen uns
zum letzten Standort der Hütte begeben. 1776 wurde diese von
Schäfersfeld hierher verlegt. Heute findet man an dieser Stelle
nicht einmal mehr Glasscherben, viel weniger noch alte Mauerreste.
Bis vor dreißig Jahren soll zwar der alte Glasofen noch zu sehen
gewesen sein.

Wir fragen uns: Was geschah von damals, als die Werkstätte herunterkam
, bis heute? — 1777 übernahm der Glasmeister Balthasar

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