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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 247
(PDF, 67 MB)
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konnten zwar ihre Habe größtenteils mitnehmen, aber damals wie
heute war die große Frage: wohin? Die Kolonie wurde übervölkert.
Sie hatte weder Obdach noch Arbeit für die Vertriebenen. Man faßte
wie heute den Entschluß: auswandern. Trotz aller Not wollten indes
die wenigsten die Reise ins Ungewisse antreten, um fern der Heimat
sich im fremden Land eine neue Existenz zu gründen. Der Staat hielt
es für geboten, die Menschen zu zwingen auszuwandern. Durch
„Hälmleziehen" wurde ausgelost, wer in die „Neue Welt" auswandern
mußte.

Viele wahre und ebensoviel erdichtete Geschichten von der Tragik
der Auswanderung leben heute noch bei der Nordracher Bevölkerung
. Oberlehrer Wilhelm Nock faßte einige davon in seinem Spiel
„Die Höhenhöfe" zusammen. Er bringt so die Geschichte der Ahnen
wieder als lebendiges Gut unter die jüngere Generation.

Die Kobaltfabrik

Neben der Glashütte, jedoch eng verbunden mit ihr, gründete 1750 Abt Benedikt
Rischer auf der Höhe im Dörrenbach eine Kobalt- oder Blaufarbenfabrik.
Diesmal war es aber nicht das Kloster, das die Mittel zur Verfügung stellte, dahinter
standen private Geldgeber. Nur Grund und Boden, auf dem die „Fabrik"
unweit der Glashütte aufragte, gehörten dem Kloster. Heute finden wir von dem
Kobaltwerk ebenso wenig Überreste wie von den Glashütten. Auf dem Mitteleck
zeugen einzig und allein die blauen oder blaugesprenkelten Glasscherben vom
Bestehen des Werkes. Woher bezog nun diese Fabrik die Rohstoffe?

Deutschland war mit Kobalterzen ziemlich schlecht versehen. Hingegen besaß
das benachbarte Böhmen ansehnliche Kobalterzvorkommen. Abt Rischer, der das
Werk einrichtete, schloß mit Kaiser Franz L, dem König von „Hungarn und
Böheim", einen Vertrag ab. Darnach übernahm das Kobaltwerk einen Teil der in
Böhmen gewonnenen Erze, der Kaiser bekam ein Viertel des Ertrages des Werkes
zugesichert.

Somit war die wichtigste Frage gelöst. Aber noch andere Schwierigkeiten blieben
zu überwinden, ehe mit der Arbeit voll begonnen werden konnte. Zunächst
war wichtig, möglichst billig die zur Fabrikation benötigten Kieselsteine zu bekommen
. Die Stadt Zell kam Abt Rischer entgegen und erlaubte ihm, kostenlos die
Kieselsteine zu brechen. Nur mußten die Arbeiter verpflichtet werden, keinerlei
Schaden auf den bebauten Feldern und im Wald anzurichten.

Nun war zwar das Erz als solches billig in Böhmen erworben. Was den Rohstoff
jedoch verteuerte, waren der weite Weg und die Zollabgaben an jedes Land und
jede Freie Reichsstadt, die passiert werden mußten. So waren allein in der näheren
Umgebung folgende Zollstätten zu passieren: Die Markgrafschaft Baden-Baden,
die Landvogtei Ortenau, das Bistum Straßburg, die Reichsstädte Offenburg und
Gengenbach. Abt Rischer ließ allerdings nichts unversucht, die Zölle herunterzudrücken
, hatte aber meist keinen Erfolg. Mit Gengenbach und Zell gelang es ihm,
einen Pauschalvertrag abzuschließen. Der jährliche Zoll wurde auf eine bestimmte
Summe festgesetzt, gleichgültig, wieviel Erz eingeführt wurde. Neben dieser Summe
war die Fabrik den beiden Städten noch verschiedentlich verpflichtet. So verlangte
z. B. die Stadt Zell, daß hauptsächlich aus ihrer Stadt die Angestellten des
Werkes geholt werden sollten.

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