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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 18
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nicht bis an die Knöchel. Der Mantel ist mit einer kaselartigen Öffnung über die
Schultern gelegt, wobei sein Abfall an den Außenrändern des Rückens eine steile,
ungegliederte Gerade bildet, während an der Vorderseite eine natürliche Faltung
die an der linken Hüfte aufquirlende Zerknitterung umfließt. Auf dem Kopf trägt
der Apostel eine glatte Haube mit dem im Orient üblichen Nackenschleier, der
wie vom Winde angeweht sich über die linke Schulter wölbt. Die linke Hand
umfaßt einen langen Wanderstab. Selbst als Werkstattarbeit haben die beiden Plastiken
vom Geiste eines der Größten der mittelalterlichen Kunst vom Oberrhein.

Das schwierigste Problem unter den hier zu behandelnden gotischen
Spuren gibt der uralte Schwarzacher Meierhof im unter-
elsässischen Dangolsheim auf. Die eine Frage ist geklärt, daß
einer der bedeutenden Schnitzaltäre am Choraufgang des Straßburger
Münsters aus dem Ende des 15. Jahrhunderts von der Kirche
zu Dangolsheim stammt. Das eigentliche Problem ist die weltbekannte
„Dangölsheimerin".

In der badischen Wochenschrift „Volk und Heimat", Jg. 1934, Nr. 5,
wurde das Problem erneut zur Diskussion gestellt. In seinen Aufsatzserien
über Denkmäler alter Kunst am Oberrhein schreibt daselbst
Dr.G.Tröscher: „Vor nahezu drei Jahrzehnten tauchte im elsässischen
Kunsthandel das wundersamste und bezauberndste aller oberrheinischen
Marienbilder auf und gelangte über eine bekannte süddeutsche
Privatsammlung in das Deutsche Museum zu Berlin, wo es seit 1913
als einer der kostbarsten Schätze der deutschen Kunst des späten
Mittelalters sorgsam gehütet wird. Als Herkunftsort der Figur wurde
damals die kleine Ortschaft Dangolsheim bei Molsheim unfern Straßburg
ermittelt, während man heute mehr der Ansicht zuneigt, daß
das Dörfchen Dangolsheim nur als vorübergehender Aufenthaltsort
des Bildwerkes angesehen werden kann. In Wirklichkeit dürfte es
aus einem bedeutenden Kloster des rechten badischen Rheinufers
stammen, vielleicht — nach einer allerdings zunächst nicht beweisbaren
Tradition — aus dem südlich von Rastatt am Rhein gelegenen
Hirsauer Kloster Schwarzach." Ein Hauptargument dieser
Tradition sind die Aufzeichnungen des Pfarrers Benedikt We h r -
1 e , des letzten Pfarrers von Vimbuch, aus den Schwarzacher Kon-
ventualen, f 1819; er berichtet von der Flucht des Klosterkaplans
Johann Georg Günter nach Dangolsheim zu Beginn des Dreißigjährigen
Krieges; da er als einziger genannt wird, ist anzunehmen,
daß er im Auftrag des Abtes mit Wertsachen des Klosters in diesen
abgelegensten Meierhof der Abtei flüchtete. Außerdem wird gerade
der Marienaltar ,,sub ambone" des Klostermünsters am meisten genannt
bei Stiftungen, Ablässen und Feiern der „Fraternität", so daß
ohne Zweifel ein besonders wertvolles Bild diesen Altar zierte. Da

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