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Altishofen" die Reliquien der hl. Jungfrau und Märtyrin R u f i n a.
Aus „sonderbarer gueter zueneygung unt erenfründtschaft" schenkte
die Frau dem Freund ihres Mannes Gallus Wagner die Reliquien
,,sambt authentischer copey". Der Rheinauer Prior Fridolin zum
Brunnen nahm dieselben in Empfang und brachte sie nach Schwarzach
, wo er am 27. August 1653 ankam. St. Rufina wurde zur „Schutz-
und Schirm-, auch sonderbarlichen Hauspatronin des Gotteshauses"
ernannt und ihr Reliquienschrein im nördlichen Seitenchörlein des
Klostermünsters deponiert.31)
Am 9. November 1668 schenkte Markgraf Bernhard Gustav von
Baden, Domherr zu Straßburg und Köln und Domkapitular zu Fulda,
dem Abte Gallus Wagner, „dilecto nobis in Christo", für die Abteikirche
einen Teil vom Haupt des hl. Bonifazius und Reliquien
der Thebäischen Legion. Kostbar gefaßt, waren sie auf den
Seitenaltären ausgestellt, und ganz dem Geist des Barock entsprechend
, waren diese „Berührungen des Okkulten" ein Nachzittern
und Nachschwelen von den apokalyptischen Erregungen der furchtbaren
Kriegszeit.
Wie andere Abteien schritt auch Schwarzach zu seiner barocken
Gestaltung. Eine Großtat derselben sind die Chorstühle vom
Jahre 1700 aus der Kunstschule des Klosters. An ihnen ist noch
nichts zu finden von unruhiger Bewegtheit und überladener Dekoration
. Ihre Gesamtlinie bewegt sich in vornehmer Symmetrie, edler
Dekoration und liebenswürdiger Anmut im Patina eines alten Lindenholzes
. Die hohe Rückwand ist aufgeteilt durch leicht gewölbte
Pilaster, in deren drei Rinnen Girlanden aus Rosen und Astern
herunterhängen. Die Pilasterkapitäle lösen sich auf wie Sträuße von
umgebogenen Blättern. Darüber schweben im Abschlußgesims, von
Voluten getragen, heitere Engel. Zwischen den Voluten sind in
steter Festlichkeit schwere Frucht- und Blumenkränze aufgehängt.
Die Felder zwischen den Pilastern tragen oben und unten variierende
Plaketten mit Ranken und Akanthusblättern. Die Eckstücke des Gestühls
sind abgerundet und in ihrem Mittelfeld besonders betont
durch ein geheimnisvolles Gesicht, das sich im Rankenwerk verliert,
und durch einen kaiserlichen Doppeladler als Hinweis auf die altehrwürdige
Reichsabtei. Besonders reichgestaltet ist die Mittelpartie
, die vom übrigen Gestühl durch je zwei gewundene Säulen
mit feierlichen Rosenkränzen und hoch aufgewölbten Architraven
abgetrennt ist; zwischen den Säulen ist je eine Heiligenplastik aufgestellt
. Das eigentliche Mittelfeld füllt das große Holzrelief einer
3I) Gallus Wagner, Chron. Schwarz. I.
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