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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 24
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vor einer derartigen Anhäufung. Es war eben die Steigerung das
Ziel des Barock, um aus einer gesteigerten Welt emporzureißen ins
Transzendentale. Diese Steigerungen sind eine grenzenlose, ruhelose,
fast hilflose Gottessehnsucht. Das Beispiel der Heiligen aber wurde
als Weg zum Ziel geschaut. Auf jeden Fall war die restlose Beseitigung
dieser barocken Welt durch die „Renovationen" des ausgehenden
19. Jahrhunderts noch hilfloser.

Erhalten von all diesen Seitenaltären blieb nur einer für das
Schwarzacher Klostermünster, allerdings aus der Zeit des völlig
müden, erschöpften und ausklingenden Barock um 1775. Es ist der
Rufinenaltarim nördlichen Querschiff. Ein erdfarbener Aufbau
öffnet sich zu einer von je zwei überschlanken Säulen flankierten,
großen Ausstellungsnische, die, mit rotem Samtbrokat ausgeschlagen,
von einer geheimnisvollen Dämmerung erfüllt ist. In diese ist der
Reliquienschrein der hl. Märtyrin hineingestellt; der dunkle, streng
kubische Sarkophag mit seinen schwarzen Ebenholzsäulen und kleinen
ovalen Scheiben präsentieren zusammen mit dem gekrönten
Totenhaupt in wirkungsvoller Weise „die Berührung mit dem Weltdunkel
". Wirklich befreiend aber flammt der Aufsatz mit seinen
reichvergoldeten Rocaills, Emblemen und Ranken in das Dunkelrot
des Hintergrundes hinein; sieghaft hält ein Engel Palme und Krone
zur Höhe. Ein kleines Ölbild im leichtgeschweiften Abschluß des
Altares erzählt vom mutigen, glaubensstarken Heimgang der hl. Rufina.

Die Krone des Schwarzacher Barock, meisterhaft und gigantisch,
war der Hochaltar der im 18. Jahrhundert umgestalteten Münsterkirche
. Wer der Meister dieses wirklich außergewöhnlichen
Werkes ist, ist nicht geklärt. Der Hinweis auf den Rastatter Bildhauer
Thomas Heilmann überzeugt nicht. Der Aufbau des ihm zugeschriebenen
Hochaltares in der dortigen Stadtkirche mit dem Altarbild
des Hofmalers Joseph Meiling wirkt wie der ganze Innenraum
flächig und trocken32). Zur Ausführung des gewaltigen Barock-
epitaphes vom Markgrafen Ludwig Wilhelm im Chor der Stiftskirche
zu Baden-Baden wurde Heilmann ein fertiger Riß vorgelegt. So war
ihm das Schöpferische in außergewöhnlichem Maße auch hier versagt
"). Vielleicht vermutete Mone doch mit Recht, daß der ehemalige
Schwarzacher Kunstschüler Martin Eigler der Meister des
Altarwerkes ist. Daß bedeutende Vorbilder beim Entwurf benutzt
wurden, ist sehr wohl möglich, zumal die baldachinartige Auflösung
in solch graziösen Formen sehr an den jeweiligen Hochaltar erinnert,

33) Hermann Krämer, Rastatt und seine Umgebung 1930.
33) Emil Lacroix, Die Kunstdenkmäler Badens, B. 11, 1941.

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