Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 27
(PDF, 59 MB)
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Wappen bilden in ihrer Ruhe sehr vornehme Linien. Ein alter, viel-
armiger Messingkronleuchter ist die Zierde des Langhauses. Eine
größere Anzahl kleiner barocker Bildträger mit monstranzartigen
Strahlen und eine wertvolle Barockmadonna geben den Prozessionen
des alten Klosterdorfes noch eine bescheidene Reminiszenz der längst
entschwundenen großen Klosterfeste.

Die Rokokokunst ist auch bekannt durch ihre Bildteppiche mit
eigen-weichen, zarten Farbensymphonien. Gern wurde diese Kunst
auch für liturgische Gewänder verwendet. Von den schweren Pro-
katparamenten der hochfestlichen Pontifikalfeiern im Klostermünster
sind nur noch zwei rotgoldene Dalmatiken vorhanden.
Außerdem aber geben noch einige Meßgewänder und Rauchmäntel
Zeugnis vom Sinn für wahrhaft geniale Farbenakkorde. Auf zitronengelbem
Untergrund sind purpurrote Blumen hingezaubert mit lachs-,
ziegel- und violettroter Variierung oder violette Blumen mit beigefarbenen
Lichtern und schwarzblauen Schatten und oliv- oder grasgrüne
Blätter mit stahlblauen Spitzen und silbernen Lichtern. Auf
dunkelgrüner Seide sind hellgrüne Blätter mit dunkellila Schatten,
silbergraue Blätter mit braunen Schatten und gelbe Früchte mit roten
Schatten ausgestreut. Ein weinroter Untergrund wird ein Blumenmärchen
durch saftiggrüne Ranken, blaue Blüten mit silbrigen Lichtern
und dunkelblauen Schatten und beigefarbene Blätter mit silbergrauen
Ausklängen. Eine samtrote Kasel hat einen silbergrauen Stab
mit einer delikaten Kleinstickerei von Vergißmeinnicht und dunkellila
Blättern und von lachsroten Magariten und grünspanigen Blättern
. Eine andere Kasel endlich in Lilasamt entfaltet auf einem weißen
Stab ein buntes Landschaftsmärchen mit Pavillons, Türmen,
Baumgruppen, Rasen und Balustraden.

Oft mischten sich einst mit diesen Farbentönen die Töne der gewaltigen
Barockorgel des großen Meisters Johann Andreas
Silbermann. Wochenlang hatte er die akustische Reagenz des
ganzen Münsterraumes geprüft und hat, was ein Sebastian Bach dem
Reich der Töne abgelauscht und in seinen Kompositionen der Menschheit
geschenkt hat, als technisches Genie in der Disposition seiner
Orgel realisiert — er entlockte den kostbaren Einzelstimmen vom
kleinen Rückpositiv ein feines, silbernes, sehnsuchtsvolles Singen
eines nächtlichen Nachtigallenwaldes — er ließ seine vierfüßigen
Flöten rund und voll erklingen wie das Amsellocken von den Baumspitzen
abendlicher Gärten — er schlug die Töne seiner zweifüßigen
Oktaven wie das frische, kecke Singen jenes „turdus musikus", den
wir so lieben im Frühlingswald und kennen unter dem Namen der

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