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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 28
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Drossel — ein Register von eigener Tonmalerei war der näselnde,
verhaltene Nasard, der uns an Erlebnisse auf den einsamen Weiden-
und Schilfrohrwörthen vom Altrhein erinnert, wo wie kleine, drollige
Akrobaten die Rohrsänger wohnen, von Zweig auf Zweig fliegen
, ihr spitzes Köpfchen bald nach rechts, bald nach links wenden
und schnarren, zwirrlen und gurren: woid . . . woid . . . woid — und
das ist der Grundton des Nasard — wenn sich aber die Terzen, Crom-
horn und Cymbeln mit ihm mischen, öffnet sich eine Welt der Töne,
geheimnisvoll, ja irrational, wie wenn mit der Sehnsucht „der ewigen
Hügel" sich alles nicht mehr zu verbergende Heimweh von Wald
und Flur und Tier und Menschenherzen vermengt als das Rätsel
jener Welt, die einmal ein Paradies verloren hat. —■ Eine Glanzleistung
der Silbermannorgeln sind immer die vielen Zungenregister,
als Soloregister wie der Weckruf festlicher Fanfaren, als volles Werk
aber ein nie mehr erreichter Jubel. Fällt noch in dem starken Sech-
zehnfüßerpedal der Bombard ein, dann tönt der ganze Kirchenraum

in brausender Schwingung---Schauder und Ergriffenheit, Klage

und Jubel, irrationale und apokalyptische Klänge vereinigen sich
mit den Meeren und Lüften, mit den Zeiten und Ewigkeiten, mit dem

Kosmos und mit der Gottheit---bricht es plötzlich ab, klingt

der akustisch wunderbare Münsterraum zu Schwarzach noch lange
weiter, geheimnisvoll — jenseitsnahe —.

So verklang auch der letzte Chorgesang der Mönche im Schwarz-
acher Klostermünster, als die tausendjährige Reichsabtei im Jahre
1803 sterben mußte. Zitternd legte der letzte Abt den Stab auf die
Stufen des Altares — still und würdig zogen die Hüter einer langen,
großen Kulturarbeit auseinander.

Am Wenigen, was man von der großen Kulturstätte übrigließ,
zieht der Rhein vorüber und raunt zusammen mit den Auenwäldern:

Die Türme, die Mauern alle
liegen in tiefer Ruh;
einem Lied in der Münsterhalle
hör' ich ergriffen zu.

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