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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 40
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mehr und mehr gebrochene Farbtöne auf, die Harmonie scheint total „außer
Mode" gekommen zu sein, was vom ästhetischen Standpunkt aus höchlich bedauert
werden muß.

Ein kritischer Rückblick auf die Wandlungen der Mode zeigt, daß sie keiner
organisch gewachsenen Reihe gefolgt sind, daß sie vielmehr von mitunter recht
launischer Willkür diktiert wurden, so daß der Ausdruck „Laune der Mode"
durchaus zutreffend ist. Die serienweise Anfertigung von Kleidern, deren sich die
Industrie zu bemächtigen scheint, dürfte wohl noch rascherem Wechsel der Mode
förderlich sein, wogegen jedoch die Verbilligung mancher Stoffe für die Wirtschaftskasse
der Familie nur zweifelhafter Trost sein mag.

Ich habe Ihnen bis jetzt aus bestimmter Absicht heraus ausschließlich von
„Mode" gesprochen. Typisch für den Begriff „Mode" scheint mir das Ausgehen
bestimmter „Schnitte" in teilweiser Verbindung mit Farbe und Stoff von irgendeiner
— finanziell am Wechsel nicht interessierten — distinguierten, also über der
Masse des Bürgertums stehenden Menschengruppe wie etwa einer Hofgesellschaft
zu sein. Während aber jede Moderichtung dem individuellen Geschmack weitesten
Spielraum in bezug auf Material, Form und Farbe läßt, wird diese Freiheit mit
dem Aufkommen einheitlicher Kleidung für bestimmte Gemeinschaften als der
Bergleute, der Mönche, der Nonnen und der Leutpriester, der Militärpersonen,
der Hofleute, der Hofbediensteten, schließlich ganzer Volksgruppen und Völker
auf ein Minimum beschränkt oder auch ganz aufgehoben. Solche Gemein-
schaftskleidung, deren Herausbildung innerhalb der Hofkreise zuerst zu
beobachten ist, wird unter dem Begriff „Tracht" zusammengefaßt. Überlebt hat
sich die Hoftracht, an Berufstrachten sind uns die Bergmanns-, die Ordenstrachten
und die Uniformen der Armee bekannt. Mag die Entstehung der soldatischen
Tracht in ihren Anfängen etwa den gleichen Gesetzen wie die anderen Berufstrachten
unterlegen haben, so wird ihre Entwicklung heute ausschließlich nach
wehrtechnischen Gesichtspunkten bestimmt, weshalb sie strenggenommen nicht
mehr unter den Begriff „Tracht" fällt. Auch die Ordenstrachten müssen herausgenommen
werden. Zu den Berufstrachten rechne ich die uniforme Bekleidung
der Hoflakaien, mancher Hofbeamten — und den Kellnerfrack. Die Bevölkerung
ganzer Landschaften wird von den Bauerntrachten erfaßt, und die Spanier, die
Balkanvölker und auch Völkerstämme des deutschen und des skandinavischen
Nordens haben ihre Nationaltrachten.

Von den genannten Trachten interessieren uns hier vorab die Bauerntrachten
, speziell die Tracht, in welche sich die Bauern unserer Landschaft früher
gekleidet haben. Die Bauerntrachten sind nicht Berufskleidung wie die See- und
Bergmannstracht, sie sind vielmehr aus der Standeskleidung des „Volkes", zu
dem in unserer Gegend außer den Bauern der Handwerker, der Krämer usw.
gehörten. Auch Bühl und Achern waren zu der Zeit, da sich die „Volkstracht"
bildete, ackerbautreibende Dörfer, die Bevölkerung war somit ein homogener
Körper, und bestand auch kein obrigkeitlicher Zwang zur Annahme der Tracht,
so hatte keines seiner Glieder Veranlassung, sie abzulehnen, denn erstens ließ die
„Tracht", sich aus einer „Mode" heraus zunächst unmerklich verstrengend, in

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