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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 42
(PDF, 59 MB)
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beim Beladen eines Erntewagens. Die an sich wohlgelungene Darstellung hebt,
obwohl des Farbenreizes entbehrend, die ganze Pracht der Gewandung in das
Licht der Idealisierung: denken Sie sich diese Männer in der Morgenfrühe mit
der Sense im taunassen Grase: ob die weißen Kniestrümpfe wohl ihre blendende
Sauberkeit bewahrt hätten? Und stellen Sie sich der Männer lange, zu schwerer
Arbeit doch zweifellos total ungeeignete Röcke vor! Und wie mag der Schweiß
unter den schweren Dreispitzen hervorrinnen! Zu dem Arbeitsschmutz des
Morgens gesellt sich beim Abladen des Heues und beim Feststampfen auf dem
„Heustall" noch der Staub — wie, meine Herren, würde die Gewandung schon
nach einem einzigen, normal verlaufenen Arbeitstage aussehen? und erst nach
ganz schwerer Arbeit bei schlechtem Wetter auf dem Acker? Und dann gar nach
den Arbeiten, auch der Frauen, im Stall? —

Ich darf Ihnen zum Schlüsse die Tracht noch in natura durch die Liebenswürdigkeit
einer Dame und eines Herrn aus Ihrer Gesellschaft am lebenden Modell
vorführen.

Die Männer trugen einheitlich schwarze, bis ans Knie reichende Leder-, in
Bühl auch vereinzelt Tuchhosen, sie wurden über dem Gelenk glatt gebunden.
Die Strümpfe waren aus weißer, blauer oder auch seltener schwarzer Wolle gestrickt
, beide Geschlechter trugen Schnallenschuhe. Die Schnallen waren teils aus Messing
, teils aus Nickel, bei besonders Wohlhabenden aus Silber gefertigt. Der Rock war
im Schnitt einheitlich: einreihig geknöpft, mit schmalem, stehendem Kragen, lang,
bis in die Kniekehlen schlagend, mit Schoßtaschen ausgestattet. In Bühl trug man
Tuchröcke, in den Landorten waren sie aus Zwilch gearbeitet, schwarz, erstere
auch dunkelblau. Die Weste, Brusttuch genannt, war ursprünglich einheitlich aus
zinnoberrotem, in Steinbach, Neuweier und den benachbarten Orten nördlich von
Bühl grün eingefaßtem Tuch. Um den breiten, umgelegten Halsbund des weißleinenen
, im Winter wollenen Hemdes knüpfte man ein schwarzseidenes Halstuch
. Den Kopf bedeckte ein breitkrempiger Dreispitz aus schwarzem Filz.

Die Frauen trugen schwarze, bis an die Waden, höchstens noch bis zu den
Fußknöcheln reichende Zwickelröcke und durchweg weiße Strümpfe. Über das
gleichfalls schwarze, meist rot oder auch grün verschnürte Mieder knüpften sie
ein buntfarbiges, den Hals und die Brust umschließendes seidenes oder wollenes,
zum Dreieck gefaltetes Tuch. Die Schürze, Fürtuch genannt, ursprünglich in gedeckten
Farben, bei festlichen Gelegenheiten aus Taffet, späterhin in lebhaften
Farben gehalten, reichte fast ganz herum. Den Kopf schmückte alltags ein
schwarzsamtenes, an Festtagen ein buntsamtenes, mit Goldborten und Stickerei
ausstaffiertes Häubchen. Die Mädchen gingen ohne Kopfbedeckung, die glattgescheitelten
Haare umzog ein schlichtes Sammetband. An Schmuck wurden Granatschnüre
, goldene Kreuzlein, letztere auch beim Reigen, getragen, doch waren diese
Stücke nicht Bestandteil der Tracht.

Als Wetterschutz war der Kapuzmantel beiden Geschlechtern gemeinsam.

Die Tracht ist in unserer Gegend gänzlich in Abgang gekommen, nur bei
einzelnen Alten kann man sie noch gelegentlich beobachten.

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