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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 72
(PDF, 59 MB)
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selben war persönlich frei. Daneben gab es auch klösterliche, windecksche und
später badische Hintersassen. Die Leute trieben überwiegend Ackerbau. Die Felder
waren teils freies Eigentum, teils auch klösterliches, windecksches oder badisches
Eigentum. Diese Herrengüter wurden meistens gegen eine bestimmte, in Erzeugnissen
bestehende Abgabe verpachtet, und zwar meistens in Erbpacht, d. h. die
Pachtgüter vererbten sich vom Vater auf den Sohn. Der Boden war schwerer und
rauher als heute; zum Pflügen eines Ackers brauchte man mitunter acht Pferde.
Die Viehzucht, besonders die Pferdezucht, stand in hoher Blüte. Mancher Bauer
hatte 10 bis 20 Stück Rindvieh und ebenso viele Pferde. Auch die Schweinezucht

wurde rege betrieben, ebenso die Schafzucht
, die heute ganz verschwunden ist. An
Gewerbetreibenden waren nur solche vorhanden
, die für die Landwirtschaft arbeiteten
oder für die Beschaffung notwendiger
Lebensmittel sorgten, wie Bäcker, Metzger,
Wirte. Seit uralten Zeiten fand in Stollhofen
ein Jahrmarkt statt, auf diesen Markt
gründeten sich die Stollhofener Stadtrechte;
denn im Mittelalter war das Marktrecht die
Stollhofens Schule Vorbedingung für das Stadtrecht. Handel

trieb man besonders mit Hanf und Flachs,
die auf dem Boden der mittleren Rheinebene vorzüglich gediehen, deren Anbau
aber in neuerer Zeit fast ganz verschwunden ist. Der Handel mit Vieh,
auch mit Eisen u. dgl. lag in den Händen der Juden, die in Stollhofen zahlreich
ansässig waren. Als Zahlungsmittel benutzte man zuerst das Geld Straßburger
Währung; als Stollhofen gegen Ende des 15. Jahrhunderts badisch wurde, kamen
die badischen Münzen: Gulden, Kreuzer, Batzen in Gebrauch. Maß und Gewichte
ließ man in Schwarzach eichen, wo seit alter Zeit eine Eichstation war.

Wegen der sumpfigen Umgebung war Stollhofen, das selber auf einer Rhein-
Kiesbank liegt, im Kriegsfalle leicht zu verteidigen. Es war daher zum Ausbau als
fester Platz außerordentlich geeignet. Schon unter den Ebersteinern und Windeckern
wurde es wahrscheinlich mit Wall und Graben umgeben. Doch ist über kriegerische
Ereignisse jener längst entschwundenen Zeiten nichts bekannt. Aus den Tagen des
großen Bauernaufstandes 1525 wissen wir, daß es auch in Stollhofen zu einem
„großen Uflauff" kam. Am 29. April begab sich der badische Kanzler Dr. Vehus
dorthin; nur mit Mühe gelang es ihm, den Aufstand zu ersticken. Da die Untertanen
die Religion ihres Fürsten wählen mußten, war auch Stollhofen gezwungen,
siebenmal sein Glaubensbekenntnis zu wechseln, bis schließlich der 1622 zur Herrschaft
gelangte Markgraf Wilhelm die katholische Religion mit aller Strenge wiedereinführte
. Er war ein persönlicher Freund des Kaisers Ferdinand II. und bedrängte
durch wiederholte Einfälle die protestantische Markgrafenschaft Baden-
Durlach, die es mit des Kaisers Feinden hielt. Die Schweden, die 1632 nach
Deutschland kamen, angeblich um den Protestantismus zu retten, konnten daher
des Markgrafen Freunde nicht sein und betrachteten sein Land als Feindesgebiet.

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