Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 73
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0075
In Stollhofen wollte sich Markgraf Wilhelm einen starken Stützpunkt schaffen.
Die aus früheren Zeiten noch vorhandenen Mauern wurden ausgebessert. Es wurden
hohe Wälle aufgeworfen, vor denen ein tiefer, mit Wasser füllbarer Graben
den Zugang zur Stadt erschweren sollte. Auf den Wällen wurden hinter schützenden
Brustwehren schwere Geschütze aufgestellt, die der Markgraf mit vielen
Kosten von Speyer hatte herbeischaffen lassen. So wurde Stollhofen neben Breisach
und Philippsburg die wichtigste Festung am Oberrhein. Die Schweden suchten sie
mit allen Mitteln in ihren Besitz zu bringen. Im Winter 1632 wurde Stollhofen
von ihnen besetzt. Um die Pferde des Stabes und der Offiziere unterzubringen,
mußte die außerhalb der Stadt gelegene Pfarrkirche geräumt werden. Der Pfarrer
flüchtete das Allerheiligste und die hl. öle in seine Wohnung. Offiziere und Mannschaften
wurden bei den Bürgern einquartiert, in jedes Haus kamen mehrere Mann.
Die Schweden benahmen sich anspruchsvoll und rücksichtslos, sie richteten sich
häuslich ein, den wichtigen Platz wollten sie so rasch nicht mehr aufgeben. Die
Befestigung wurde weiter ausgebaut, die Stollhofener mußten mit Schubkarren,
Pickeln und Schaufeln von früh bis spät Frondienste leisten. Um die Festung
vollständig mit Wasser umgeben zu können, wurde ringsum ein tiefes Bett ausgehoben
, der Sulzbach abgezweigt und durch dieses Bett rund um die Stadt geleitet
, bei der Stadtmühle traf dieser Nebenarm wieder mit dem Hauptarm des
Sulzbaches zusammen. Nur ein einziger, heute noch erhaltener Damm, über den
jetzt die Straße nach Lichtenau führt, vermittelte den Verkehr mit der Außenwelt
. Ein Brückenkopf sicherte den Zugang; auch lag hier in einem rasch hergerichteten
Gebäude die Hauptwache der schwedischen Besatzung. Als sich eines
Tages im Städtchen die Nachricht verbreitete, die Kaiserlichen zögen zum Entsätze
heran, sperrten die Schweden die Festung ganz ab, kein Einwohner durfte
sie mehr ohne Begleitung eines schwedischen Soldaten verlassen. Die Pferde des
Stabes und der Offiziere wurden in die Stadt hereingeholt und in die Ställe der
Bürger verteilt. Die Kirche mußten die Stollhofener selber niederreißen, damit sie
den Kaiserlichen nicht als Stützpunkt dienen könnte. Indes erwies sich die Nachricht
als falsch. Der Entsatz kam nicht. Aber auch die von den Schweden erwartete
Verstärkung durch den Schwedenkönig selbst oder seinen General Horn
traf nicht ein. Dem Kommandanten ging allmählich das Geld aus, um den Sold
an seine Soldaten zu bezahlen. Daher verlangte er von den Stollhofener eine
hohe Kriegssteuer. Vergebens setzte der Stadtrat ihm die Unmöglichkeit auseinander
, die Summe aufzubringen. Der Kommandant blieb unerbittlich bei seiner
Forderung, widrigenfalls würde er die Stadt seinen Soldaten zur Plünderung
überlassen. In der höchsten Not beschlossen die Ratsherrn, sich an den Abt zu
Schwarzach und an den residierenden Obervogt des Amtes Stollhofen mit der
Bitte um Unterstützung zu wenden. Der Sohn des Ratsältesten Wendelin Ehinger
übernahm die gefährliche Aufgabe, die Bittschrift nach Schwarzach zu bringen.
Seine gleichalterige Schwester, ein schönes Mädchen, erschmeichelte vom Kommandanten
einen Passierschein unter dem Vorwande, in der Klosterapotheke in
Schwarzach Medizin für ihre schwerkranke Mutter holen zu müssen. Der Bruder
zog darauf der Schwester Kleider an und gelangte glücklich mit dem Passierschein

73


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0075