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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 76
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sehen Vorfahren endlich weisen hin auf Kampf und Heldentum. Seit der Hohenstaufenzeit
treten auch christliche Namen auf. Vom 12. Jahrhundert an nennen sich
die Ritter nach ihren Burgen (Bernhard von Hohenbaden). Später kommt ein solcher
Zuname auch bei anderen Ständen in Gebrauch und wird vom 16. Jahrhundert an
allgemein üblich. Die Ursache ist nicht so sehr in dem Bestreben zu suchen, bei
zunehmender Bevölkerungszahl Verwechslungen zu vermeiden, als vielmehr in
einer gewissen, aus Italien übernommenen Manier, auch die bürgerlichen Familien
den Adligen bezüglich der Abstammung von erlauchten Ahnen gleichzustellen.

Bei uns haben sich die Familiennamen in folgender Weise entwickelt:

l.der Zuname ist oft aus dem Altdeutschen entlehnt, meist ein Vorname (Hermann
), der manchmal die Abkunft enthält (Joggerst). 2. Er wird von der Herkunft
abgeleitet unter Verwendung des Wohnorts (Fehrenbach), Landes (Bayer), Dorfgewanns
(Brandstetter) oder Hausnamens (Kränzle). 3. Körperliche und geistige
Eigenschaften werden zur Bezeichnung herangezogen (Breithaupt, Huck). Hierher
gehören auch die Ubernamen (Ockenfuß, Kurfürst). 4. Zuletzt entnimmt man den
Namen dem Beruf oder Stand des Namensträgers (Schmied, Vogt).

Um die in Windschläg vorkommenden Namen sinnvoll erklären zu können, ist
zweierlei nötig: 1. Die geographische Herkunft ist zu erforschen, weil gewisse
Formen und Endungen nach Dialekten verschieden sind. Im schwäbischen und alemannischen
Sprachgebiet findet man etwa die Endsilbe —le (Bürkle), die in Bayern
und Österreich zu bloßem —1 wird (Dank!). In Sachsen und Thüringen lautet sie
—el, ebenso im Elsaß und Hanauerland (Stockei), während folgende Endungen
charakteristisch sind: in Schleswig-Holstein: —sen, (Hansen), am Niederrhein: —gen
(Kügelgen), im Nordosten: —ke (Janke), aus dem Slawischen Namen auf: —in
(Schwerin), —ow (Zastrow), —itz (Putlitz), —sky (Puchalsky), —ek (Wrossek), —at
(Dickschat), —eit (Jungheit). 2. Historische Bedingtheiten sind zu beachten, etwa
die Latinisierung und Gräzisierung der Namen im Zeitalter des Humanismus (Me-
lanchthon Schwarzerd), sodann französische, italienische, englische, nordische,
polnische Einflüsse. Französische Namen kommen zu uns durch die Vertreibung der
Hugenotten (Lacroix), aus Italien wanderten namentlich Kunsthändler zu (Battiany),
durch den Handel über die ostpreußischen Häfen dringen englische und schwedische
Elemente bei uns ein. In Schlesien sind viele polnische Namen heimisch geworden.
Auch bei den deutschen Namen wird man stets die früheren Schreibweisen zum
Vergleich heranziehen müssen, um keine falsche Deutung zu erhalten.

Und nun wenden wir uns der Betrachtung der einzelnen Windschläger Familiennamen
zu. Die beigefügte Zahl kennzeichnet die Zugehörigkeit zu einer der oben
angeführten 4 Gruppen, dann folgt die mutmaßliche Deutung, wo nötig auch die
etymologische Abstammung. Bei Zugewanderten ist die Herkunft angegeben, soweit
bekannt. Wo mehrere Erklärungen möglich sind, habe ich diese angeführt. Zu beachten
ist dabei, daß die Auslegung des Namens sich nur auf diesen selbst bezieht
, also keineswegs dem Träger zugedacht ist. Denn dieser hat ihn von seinen
Ahnen übernommen und braucht die mit demselben ausgedrückte Eigenschaft persönlich
gar nicht zu besitzen. So kann jemand z. B. braune Haare haben und doch
„Schwarz" heißen.

Abkürzungen: ahd. = althochdeutsch, alem. alemannisch, babyl. = babylonisch,
bair. = bairisch, got. = gotisch, griech. = griechisch, hebr. = hebräisch, lat. = lateinisch
, mhd. = mittelhochdeutsch, ndd. = niederdeutsch, obd. = oberdeutsch,
pers. = persisch, poln. = polnisch, sächs. = sächsisch, slaw. = slawisch, tschech. =
tschechisch, Verkl. = Verkleinerungsform, GLAK.= Generallandesarchiv Karlsruhe.

Aibrecht: (1) v. ahd. adal = Adel und perht = glänzend. Allgeier: (2) = aus dem
Allgäu. Ammer: (1) v. ahd. Adamar = berühmter Adel oder (4) v. ahmen == eichen,

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