Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 87
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0089
Das Garnisonsleben drückte nun dem nach zwei feindlichen Brandlegungen
langsam wiedererstehenden S t ä d 11 e i n seinen Stempel auf. Die Hochfürstliche
Grenadiergarde bezog in Lichtenau naturgemäß auch Bürgerquartiere, keine geringe
Last für die nach den schier endlosen Kriegszeiten schonungsbedürftigen Bewohner
. Und welche Unzuträglichkeiten erwuchsen hieraus den einzelnen Familien!
Jeder Mann empfing sein „Traktament": 4 Kreuzer an Geld und 2 Pfund Bror
täglich, ließ sich aber von seinen Quartierleuten mitverköstigen. An beiden Toren
wurden Schlagbäume und Schilderhäuschen erstellt, wo die Grenadiere zur Wache
aufzogen, die Pässe der Durchreisenden zu kontrollieren. Die militärische Ausbildung
der eingezogenen Bauernburschen geschah auf dem Exerzierplatz im Tiergarten
. Wegen des Marschierens der Grenadiere betrieb der Kommandant mit
großem Ernst die Reparatur des ausgefahrenen Straßenpflasters. Da die alten
Stadtmauern Schlupflöcher genug boten und der Graben nicht ausgehoben war,
konnte der Desertion mit Umgehung beider Torwachen nicht gesteuert werden,
welch günstige Gelegenheit den nächtlichen Streifen der Grenadiere gar gelegen
kam. Die menschliche Seite dieses kleinstädtischen Garnisonslebens weist das
Kirchenbuch in seinen Trauungs- und Taufeinträgen aus7). Für das Wohlergehen
seiner Grenadiere war Erbprinz Ludwig in jeder Hinsicht bedacht. Er gestattete
den eingezogenen Burschen, ihre Bräute zum Altar zu führen und entband sie
durch Spezialerlaubnis von der verordneten dreimaligen Ausrufung. Den 28. Mai
1746 hatte der Pfarrer sechs Grenadierpaare mit Hochfürstlicher Genehmigung
ehelich zusammenzugeben!

Die größte Sorge bereitete Lichtenau die Beschaffung des Brennholzes für die
Garnison. Nach der im September 1745 aufgestellten Holzliste hatten zu empfangen
: der Hauptmann 20 Klafter, jeder Offizier 14, die in besonderen Stuben
einquartierten Gemeinen je 8, die aber bei den Leuten im Quartier liegenden je 3,
sodann die Wachtstube etwa 30, zusammen 271 Klafter. Eine Beschwerde wurde
vom Erbprinzen mit der Begründung abgetan, den Gemeinden, wo Truppen lägen,
falle die Pflicht zu, das nötige Brennholz zu stellen. Auf eine zweite Vorstellung,
ihre Waldungen, ohnehin in schlechtem Zustande, würden durch diese jährliche
Holzabgabe bald degradiert, auch hätten sie durch kaiserliche Winterquartiere
schon unerschwingliche Holzlieferungen zu leisten, lautete der Bescheid vom
5. Januar 1746: „71 Klafter sollen ihnen geschenkt sein. Ludwig." Im Mai wurden
weitere 33 Klafter nachgefordert. Für 7. September 1746/47 beanspruchte die
Garnison 578 Klafter, allein 59 Quartiere mit je 8 Klafter; die eine Hälfte sollte
im herrschaftlichen Thomaswald bei Freistett gehauen werden. Damit schweigen
die Akten8).

7) Uber die tägliche Mehrung seiner Arbeit in Kirche und Schule klagte der Schulmeister und
Strumpfweber Zipper: es gingen vier Grenadierkinder zur Schule; auch müßte er den hochfürstlichen
Grenadieren die Kommißstrümpfe machen.

*) Riesig war der Brennholzverbrauch bei der Fürstlichen Hofhaltung, Garnison und Beamtenschaft
in Pirmasens; 1762 waren 9000 Klafter erforderlich gewesen. Da aber die Beifuhr solch starker Quantität
die fronpflichtigen Untertanen des Amtes Lemberg zu sehr beschwerte, erklärten die Ämter Lichtenau
und Witlstätt, zur Bestreitung des Holzfuhrlohnes, solange das hochfürstliche Bataillon zu Pirmasens
görnisonieren werde, einen freiwilligen Beitrag von 600 fl. jährlich abstatten zu wollen. 1791 ermäßigte
sich die Summe auf 300 fl., da nur noch ein Bataillon von 400 Mann daselbst stand.

87


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0089