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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 88
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0090
Bei alledem spielte am Oberrhein der österreichische Erbfolgekrieg. Im Hinblick
auf den Anmarsch der kaiserlich-königlichen Armee unter dem Prinzen Karl
von Lothringen im August 1743 war den Hanauern angst und bange gewesen,
da der Landesfürst als Obrist über das Regiment zu Pferd Royal Allemand im
französischen Heere stand (Abschied vom 17. August). Unter diesen Umständen
wurden die Ämter viel härter als die angrenzenden Herrschaften gehalten und
die Hanauer bei Ankunft des Prinzen Karl in Lichtenau französische Hunde geschimpft
. Von diesem Durchmarsch der Pragmatischen Armee hatten beide Ämter
dann 67 732 fl. 5 ß 1 J> zu fordern! Mit Errichtung der Hochfürstlichen Grenadiergarde
zu Lichtenau tat Erbprinz Ludwig, der gerade in der preußischen Wehrmacht
gegen Maria Theresia kämpfte, seinen rechtsrheinischen Untertanen zum
andern Male einen Bärendienst. Schwer drückte im Winter 1745/46 die Quartierlast
der ungarischen Reiterei. Laut Bericht vom 10. Dezember versuchte Amtmann
Otto bei Generalleutnant Baron von Trips in Freiburg, den Hanauern Erleichterung
zu verschaffen. Aber der General drohte, „die beiden Ämter noch
mehr wie bisher zu beschweren, wennHochfürstlicheDurchlaucht
die zu Lichtenau garnisonierende Grenadierkompagnie,
als womit man dem Vernehmen nach den Feind zu recroutieren gedenke, abdanken
und den gemeinen Mann wieder heimgehen lasse, gestalten Er, Herr
General, in dem Gegenteil nicht allein die dasige Offiziers wegführen, sondern
auch beide Ämter der Diskretion (dem freien Ermessen) des dahin abzusendenden
Kommandos lediglich überlassen, wie nicht weniger dieses letztere auch in
dem Fall, wann einer oder der andere von der Compagnie oder gar die ganze
Compagnie über den Rhein oder sonsten wohin zu gehen sich unterstehen würde,
auf gleiche Weise exequieren (vollziehen) lassen wollte". Alle Vorstellungen fruchteten
nichts, und General von Trips war nicht weiter zu bringen gewesen, „als
daß die Lichtenauer Garnison gegen einen von den dasigen Offiziers auszustellenden
Revers sowohl vor sich als die Compagnie, weder Frankreich noch Preußen
zu dienen, in loco verbleiben, in dem Gegenteil aber daselbst nicht geduldet werden
solle, zu welchem Ende allbereits an den in Willstätt einquartierten Herrn
Obristen die gemessene Ordre ergangen". Der Bericht schloß, „daß mehrerwähnter
Herr General sich habe vernehmen lassen, wie er Serenissimi Hochfürstliche
Durchlaucht Selbsteigene Höchste Person in dem Betretungsfalle arrestieren lassen
würde". Den 24. Dezember fanden Amtmann und Landschreiber eine bessere Aufnahme
. Unter dem Vorbehalt, daß General Trips 1000 Reichstaler erlegt würden,
ward eine Erleichterung der Quartierlasten zugestanden.

Ungleiche Ausbildung und anderes bewogen vielleicht den Erbprinzen, diese
„überrheinischen" Kompanien 1747 nach Pirmasens zu ziehen. Im Januar, März
und Juni verließen „die Überrheiner" ihre liebe Heimat und marschierten unter
Trommelschlag und Pfeifenklang in die unbekannte neue Garnison ein. Damit
rückte dieser verlorene Wasgauort für ein halbes Jahrhundert in den Mittelpunkt
der Hanauer Interessen. Bei ihren Eltern verblieben die Grenadierweiber, bis allmählich
dort Unterkommen beschafft werden konnten. In diesem Jahre 1747 stieg
die Zahl der Fahnenflüchtigen beider Ämter Lichtenau und Willstätt auf 51! War

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