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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 107
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weitere Szenen dieser Art. Die Aufständischen haben sich mit Äxten, Beilen und
Knüppeln versehen, sogar ein paar Gewehre sind in ihren Händen. Im März
1742 kommt es im Wald wieder zu einer Schlägerei. Diesmal wird der Bürgermeister
Enz schwer verwundet und muß weggetragen werden. Auf ihm lag
offenbar der besondere Haß der Bauern. Sie betrachteten ihn als Verräter an
ihrer Sache und gerieten bei seinem bloßen Anblick in Wut. Du Hund, du Schelm
sind noch von den gelindesten Ausdrücken, die er zu hören bekommt.

Inzwischen lief in Freiburg der Prozeß vor den vorderösterreichischen Rechtsvertretern
, langsam und gründlich, wie es Brauch war. Die Schütterer Abordnung
war im Gasthaus zum Rebstock untergebracht und aß und trank dort auf Gemeindekosten
. Prozessieren kostet Geld. In Schuttern scheint man die Regelung
getroffen zu haben, daß jeder, der zum Holzholen in den Wald fuhr, einen
halben Gulden in die Prozeßkasse legte. Im August gab es wieder einen Auflauf
im Wald. Des Klosters Großkeller war dort mit zwei Zimmerleuten erschienen.
Er wollte eine Torangel hauen lassen, aber kaum waren die ersten Axtschläge
erklungen, da waren auch schon 30 Mann zur Stelle und nahmen eine drohende
Haltung ein. Der Großkeller und die beiden Zimmerleute mußten weichen, und
sie konnten froh sein, mit heiler Haut aus dem Wald zu entkommen. Derlei
Vorfälle waren den Sommer über an der Tagesordnung. Als es dann in den
Herbst ging und der Winter vor der Tür stand und damit die Frage des Brennholzes
, verschärfte sich die Spannung noch. Bauernkriegsstimmung lag über dem
Ort. Die Tumulte und Aufläufe wollten nicht aufhören. Der Abt fühlte sich
seines Lebens nicht mehr sicher und bat in Freiburg dringend um ein „armatum
protectorium" (bewaffneten Schutz). Man hatte aber in Freiburg Bedenken
gegen eine solche Maßnahme — ein Militärkommando konnte schließlich nur auf
allerhöchste Weisung in Bewegung gesetzt werden — und riet dem Abt, die
Landstände um eine Art Polizeihilfe anzugehen. Von Seiten der vorderösterreichischen
Regierung versuchte man es zunächst einmal mit amtlichen Schreiben,
sogenannten Patenten, in denen die Schütterer zu Ruhe und Ordnung aufgefordert
wurden unter Androhung von schweren Strafen bei weiterem Ungehorsam
. Der Abt hielt wohl wenig von solchen Schreiben, er kannte seine Schütterer
Untertanen zu gut und war sich über den Grad der Erbitterung und das
Maß der Spannung im klaren. Das lehrte ihn ja auch ein Tag um den andern.
Mitte Dezember gab es wieder eine schwere Schlägerei, und als ob die Entwicklung
zwangsläufig ihrem dramatischen Höhepunkt zutreiben müßte, wurde im
Morgengrauen des 23. Dezember der Schutterzeller Gemeindeschmied von einer
Schütterer Streife unter Führung des Hans Breitbeil im Abtswald bei unerlaubtem
Holzholen erschossen. Jetzt konnte der Ruf des Abtes nach polizeilicher Hilfe
nicht mehr ungehört bleiben. Gegen Ende Dezember rückte eine Gruppe Hart-
schiere in den Ort ein.

Das Auftreten der Hartschiere war etwas Neues. Die Schütterer duckten sich
zunächst und warteten in heimlicher Beobachtung ab, was nun kommen würde.
Ja, es hatte zunächst den Anschein, als würden sie nachgeben. Doch war dies nur
das Ergebnis der ersten Überraschung. Bereits am 31. Dezember gab es wieder

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