Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 108
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0110
einen Tumult, als während der Verlesung eines „Patents" der Bürgermeister Enz,
der sich zur Not erholt hatte, zu sehen war. Er, Schultheiß, solle sich wegpacken,
brüllten die Bauern, oder sie wollten mit ihm abfahren. Nur mit Mühe konnte
das Schreiben zu Ende gelesen werden. Die Hartschiere machten nun ihren Dienst.
Sie durchstreiften den Ort und kontrollierten den Wald, wobei sie den Bauern
auch Holzhauerwerkzeug abnahmen. Allmählich gewöhnte man sich in Schuttern
an ihre Anwesenheit, und der Eindruck, den ihr Erscheinen zunächst gemacht
hatte, verflog. Die Aufständischen wurden wieder kecker. Wer sie eigentlich „herverschafft
" hätte, fragten sie einen, der an der Klosterpforte Wache hielt, und
wessen Brot er fresse. Und bald darauf hieß es, es solle sich ja keiner von den
Hartschierern mehr im Wald sehen lassen, oder sie wollten ihn totschießen. „Sie
hätten sowohl Pulver und Blei als wie sie." Und einige Tage später geht der
Bericht nach Freiburg, die Bauern hätten einen der Hartschiere halb totgeschlagen.
Jetzt wurden vier von den Haupträdelsführern gefaßt, nach Freiburg gebracht
und dort festgesetzt. Es waren dies: Hans Heiß, Hans Breitbeil, Mathias Breitbeil
und Andreas Bruch.

Die Lage hatte sich jetzt so zugespitzt, daß sich der Einsatz des Militärkommandos
nicht mehr umgehen ließ. Ende Januar 1743 rückte dieses, an
die hundert Mann stark, von Freiburg ab, machte in Kenzingen Station, verbrauchte
dort bei der Übernachtung für Brennholz, Stroh, Lichter usw. 30 Gulden
13 Kreuzer und marschierte dann nach Schuttern weiter, wohin ihm auch prompt
die Kenzinger Rechnung folgte. In Schuttern war man gewarnt worden. Die vier
Arrestanten in Freiburg hatten es fertig gebracht, Briefe nach Schuttern zu schreiben
und zur Flucht zu raten. So verließ, noch ehe das Militär anrückte, ein
Teil der Männer bei Nacht und Nebel den Ort, um irgendwo in der Umgebung
unterzutauchen.

Mit dem Eintreffen des Militärkommandos änderte sich die Lage in Schuttern.
Gegen eine solche Macht konnten die Bauern nicht angehen, und sie beobachteten
in stummem Trotz, was nun werden würde. Die Soldaten richteten sich zunächst
einmal häuslich ein, wohl in einem der äußeren Klosterbauten und lagerten auch
im äußeren Klosterhof. Dann zogen sie durch den Ort, holten sich an größeren
Kesseln und Pfannen, was aufzutreiben war. Dazu auch Schmalz und Anken.
Gewalttätig wurden sie den Einwohnern gegenüber zunächst nicht. In einem Brief,
der von Schuttern nach Freiburg ging, heißt es, es sei nicht wahr, daß sie ständig
Händel mit den Soldaten hätten, und man könne nicht sagen, daß ihnen die
Soldaten bisher etwas zu Leid getan hätten.

Die Last der Exekution sollte man aber im Ort erst zu spüren bekommen, und
bald merkte man, woher der Wind wehte. Zunächst holte man die Frauen der
Flüchtigen zusammen. Sie sollten angeben, wo ihre Männer steckten. Sie erklärten
aber einhellig, dies nicht zu wissen; sie könnten ihre Männer nicht beischaffen.
Sie scheinen dabei ihr Mundwerk nicht verleugnet zu haben. Vom Samstag, dem
26. Januar, meldet der Bericht, daß man „sechs böse Weibsbilder eingesperrt habe".
Am Sonntag, dem 27. Januar, zog der Militärtambour durch den Ort und trommelte
die Leute zusammen. Es wurde den Angehörigen der Geflüchteten nahe-

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