Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 109
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gelegt, auf deren Rückkehr einzuwirken. Je länger sich die Sache hinziehe, desto
höher würden die Kosten für die Exekution anschwellen. Aufforderungen zur
Rückkehr wurden in Schuttern selbst und in den umliegenden Gemeinden öffentlich
angeschlagen. Wer der Aufforderung nachkam, dem wurde persönliche Sicherheit
zugesagt. Die Last der Exekution wurde inzwischen immer spürbarer. Die
Soldaten verpflegten sich aus dem Ort; sie holten aus den Häusern Brot, Dörrfleisch
, Erbsen, Linsen, gerellte Gerste, Holz, Stroh, Bettzeug, Geschirr, Schuhe usw.,
Dinge, die sicher nicht im Überfluß vorhanden waren und deren Fehlen zur Verelendung
führen mußte. Aber auch das Kloster kam nicht ohne Beisteuerung davon
, so daß man auch hier die hundert Mann Soldaten spürte. Der Abt drängte
daher bald auf Verminderung der Truppen und meinte, 30 Mann und ein Offizier
könnten genügen, wenn auch das Ende noch nicht abzusehen sei.

Für den Ort war das Ergebnis der Rebellion niederschmetternd. In einem feierlichen
Akt mußten die Einwohner dem Prälaten neu huldigen, von den Männern,
wer sich irgendwie auffällig gemacht hatte, einzeln und mit persönlicher Unterschrift
. Die vier Haupträdelsführer saßen in Freiburg gefangen und verrichteten
dort Schellenwerk beim Festungsbau, einige andere waren in Schuttern eingesperrt
und zu Zwangsarbeit verurteilt. Am 3. Februar erbieten sie sich, die Huldigung
zu leisten. Zu gleicher Zeit beklagt sich der Abt, daß Hans Schmidlin und Hans
Bruch, „von denen ärgsten Rädelsführern zwei", sich noch nicht zum Gehorsam
eingefunden. Sie hielten sich offenbar noch versteckt. Auf 2000 Gulden errechnete
man die Kosten für die Exekution. Dazu kamen 1500 Gulden Prozeßkosten bzw.
Unkosten, die bei dem Prozeß entstanden waren für Verköstigung in Freiburg,
Schriftsteller — ließ Schreibergebühren —, Advokatengelder usw. 128 Gulden
hatte die Schütterer Gemeindeabordnung im Gasthaus zum Rebstock „an Speyß
und Trank" verzehrt, wovon erst 48 Gulden bezahlt waren.

Aber auch der Prälat wurde seines Sieges nicht froh. Die Moral im Ort war
tief gesunken. Diebereien waren an der Tagesordnung. Bald geht es um ein Stück
Vieh, um ein Schwein, um Hühner und Enten, später um die Garben auf den
Feldern und das Obst in den Gärten. Aus dem Kloster selbst werden Kleider gestohlen
, ferner Rindfleisch, Hammelfleisch und Unschlitt. Allerlei Gesindel, das
sich in der Gegend herumtreibt, findet in Schuttern Unterschlupf. Am 8. April
brechen vier von den Eingetürmten, nämlich Matthis Fischer, Joseph Schmidlin,
Martin Walter und Lorenz Wagner, aus und fliehen, nachdem sie zuvor dem
Klostergärtner einen Besuch abgestattet, ihn und seine Magd schwer mißhandelt
und die vorhandenen Kleider mitgenommen hatten. So war auf beiden Seiten
wenig gewonnen worden und nur ein allgemeiner Niedergang als Ergebnis zu
verzeichnen.

Der letzte Akt der Schütterer Rebellion fand erst anderthalb Jahre später, 1716,
statt. Damals, am 17. Juni dieses Jahres, kam der Aufstand gerichtlich zum Abschluß
in Form einer öffentlichen Exekution. Die Namen der Verurteilten waren:
Jakob Schoderer, Hans Breitbeil, Franz Breitbeil, Hans Heiß, Michel Andreas
Bruch, Lorenz Wagner, Joseph Kaufmann, Caspar Maus, Martin Walther, Hans
Schmidlin und Georg Bulacher. Die ausgesprochenen Strafen reichten von zwölf-

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