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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 111
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den Pranger gestellt und dann . .. durch ermelten Scharfrichter ad limites geführt
." Somit war dem Schoderer von Rechts wegen genug getan.

Es kamen die Verurteilten Hans Heiß, Joseph Kaufmann und Lorenz Wagner
an die Reihe. Der erste von ihnen hatte fünf, die beiden andern je zwei Jahre
Landesverweis. Sie mußten Urfehde schwören, wurden dann von den Hartschierern
in Empfang genommen und unter Begleitung des Amtsbottes „ad fines des Schütterer
territorii" an die Sdiutterer Landesgrenzen gebracht.

Es folgte die Exekution der zu je zwölf Wochen Zwangsarbeit Verurteilten
Hans Georg Pulacher und Leopold Heiß. Ihnen wurden vor versammelter Gemeinde
die Schellen angelegt, worauf die Kanzleibeamten sie in Empfang nahmen.

Nach einer scharfen Ermahnung an die Gemein, in Zukunft besseren „Respekt,
Submission und Gehorsam zu haben", wurde die Exekution abgeschlossen und
damit eine seltsame altertümliche Rechtszeremonie, wie sie unsere Gegend damals
wohl zum letztenmal gesehen hat.

Betrachtet man die Schütterer Rebellion in größerem Zusammenhang, so gehört
sie hinein in die allgemeine europäische Unruhe des 18. Jahrhunderts, die dann
in der Französischen Revolution zu vollem Ausbruch kommt. Man wird freilich
nicht etwa an Einflüsse von „drüben", von Frankreich her, wie sie über Straßburg
möglich gewesen wären, denken dürfen. Es handelt sich vielmehr um selbständige
Erscheinungen ohne äußerlich sichtbaren Zusammenhang, die aber denselben
sozialen Hintergrund und eine gleichartige seelisch-geistige Verfassung aufweisen
. Das Selbstbewußtsein des einfachen Mannes war gestiegen trotz Kriegsnot
und Abhängigkeit. Immer wieder wird das Wort „Laibaigen" in die Diskussion
gebracht, so auch in der Schütterer Rebellion. Daneben steht als treibende Kraft
die Not, die bei wachsender Bevölkerung und eingeengtem Lebensraum immer
drückender wurde. Der Prälat seinerseits beruft sich auf die alte Ordnung, auf
den gottgewollten Gehorsam der Untergebenen, kurz auf die Tradition. Diese ist
mächtig in seinem Denken, er stützt seinen Herrschaftsanspruch auf verbriefte
Rechte. So ist es im Grunde der Kampf des mittelalterlichen Feudalismus mit
einer neuen, anders denkenden Zeit.

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