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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 143
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0145
Hansjakobs „Bauernfürst" Andreas Harter
aus Kaltbrunn
Niedergang und Zusammenbruch

Von J.L.Wohleb

Ende April 1851 erklärte der Hofbauer und Altbürgermeister Andreas Harter
von Kaltbrunn vor dem Großherzoglichen Bezirksamt Wolfach seine Zahlungsunfähigkeit
; er sei außerstande, seinen Verpflichtungen nachzukommen1).

Harters Konkurserklärung an sich wäre kein Anlaß, sich mit den Hintergründen
und dem Ablauf des Konkursverfahrens näher zu befassen. Sie ließe sich allenfalls
als Kennzeichen einer Zeit betrachten, in der die längst brüchig gewordene
Herrlichkeit zahlreicher Kinzigtäler Hofbauern zusammenbrach, äußerlich deshalb
, weil die Revolution von 1848/49, die Jahre zuvor und unmittelbar darnach
wirtschaftliche Notstände brachten, denen beispielsweise die große Wolfacher
Schiffergesellschaft erlag und damit die Teilhaber ihrerseits ruinierte. Der innere
Grund scheint der gewesen zu sein, daß zahlreiche Hofbauern das Maß verloren
hatten. Sie glaubten, ihr Besitz, der Wald, sei unerschöpflich, und spielten
die „großen Herren", zunächst wohl aus eigenen Mitteln, später, als diese, überbeansprucht
, nicht ausreichten, mit geliehenen — mit anderer Leute Geld. So
war das wirtschaftliche Gefüge längst morsch, und wenig genügte, es einstürzen
zu lassen. Es bedurfte nur eines Anstoßes.

In seinen Erzählungen „Erzbauern" hat Heinrich Hansjakob diese
Jahrzehnte der Kinzigtäler Geschichte geschildert. Die Zeitgenossen rühmten zwat
die Wirklichkeitsnähe Hansjakobscher Gestalten, sie übersahen freilich auch nicht,
daß der Schriftsteller seine Bauern häufig zu Idealfiguren stempelte. In der Tat
werden sie auch dann noch als Helden ausgeboten, wenn sie, bei Licht besehen,
nichts anderes haben als den Größenwahn. Hier müssen wir bei aller Verehrung
Hansjakobs modifizieren.

In Andreas Harter, Hansjakobs „Fürsten von Kaltbrunn", eine tragische Hel-

*) Zur Lebensgeschichte: Harter Andreas heiratet im September 1811 Katharina Schillinger, nach
deren Tod im Januar 1821 am l.Mai 1821 Gertrud Hauer, die Tochter des „Franzenburs"
Franz Hauer, bekommt zu seinem Hof Hauers Hof „um ein Schnupftabaksgeld" und kauft auch den
Bühlhof und den Mühlhof, alle in Kaltbrunn. Harter betreut 1817—1847 die Gemeinde als Bürgermeister
. Er stirbt über achtzigjährig am 21. Juli 1873.—Die von dem Wolfacher Maler Josef Moser
gefertigten Bilder Harters, seiner Frau Gertrud und deren Eltern siehe Max Wingenroth, Schwarz-
Wälder Maler („Vom Bodensee zum Main" Nr. 19), Karlsruhe 1922, Abb. 1—4. Harters Hofzeichen
besteht aus drei senkrechten Stäben; auf dem mittlem liegt eine von links oben nach rechts unten
geführte kurze Schrägleiste.

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