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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 144
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dengestalt zu sehen, fällt uns heute schwer. Ein Mann, der aus Maßlosigkeit ein
überreiches Erbe völlig herunterwirtschaftet und die Ausgaben unabsehbar steigert,
während die Einnahmen von Mal zu Mal absinken, ist im Augenblick des Endes
der Scheinherrlichkeit kein tragischer Held — selbst wenn er zuvor seine eigene
Leibgarde hatte und beim Großherzog von Baden und dem Fürsten zu Fürstenberg
wohlangesehen war. Wir sehen keine Größe darin, daß der „Held", nachdem
Plus und Minus auseinanderklaffen, das Geld fremder Leute, die an Sicherheit
glauben, wo nur Schein ist, seinem eigenen ins Uferlose nachwirft.

Dabei ist Hansjakobs Bild des „Fürsten Andreas" ohnedem verzeichnet! Die
nüchternen Zahlen der Konkursakten behaupten Tatsachen, gegen die sich nichts
Stichhaltiges einwenden läßt. Für die Hauptmasse des Konkurses haben wir sie
durchgeblättert").

Harters Versuche, den Konkurs durch freiwilligen Verkauf seiner Hofgüter abzuwenden
, waren fehlgeschlagen. Verhandlungen mit der fürstlich-fürstenbergischen
Verwaltung im November 1850 hatten zu keinem Ergebnis geführt, da der von
dieser angebotene Kaufpreis Harter nicht genügte. Ob er aber „um ein Bedeutendes
werde erhöht werden, möchte ich um so mehr bezweifeln, als die Verhältnisse
auf dem Geldmarkt sich, gegen Verhoffen, auf eine ganz außerordentliche
Weise verschlimmert haben und sich im mindesten nicht voraussehen läßt, was die
nächste Zukunft bringen werde". Die freiwillige Versteigerung, die Harter auf
den 19. Februar 1851 ansetzen ließ, brachte ebenfalls keine Lösung, da „von den
Anwesenden nicht einmal ein Gebot erfolgte". Nun ließ sich bereits vermuten,
daß „es wahrscheinlich bei Andrä Harter zur Gant kommen" werde.

Kurz nach Harters Konkurserklärung schien sich ein Ausweg darzubieten. Am
1. Mai 1851, so berichtet das fürstliche Rentamt Wolf ach der Donaueschinger
Hauptverwaltung, „erschien der Kaffeetier Litterer von Cannstatt, welcher schon
früher einmal in Kaufsunterhandlungen mit Harter stand, die sich aber, weil
Litterer keine Sicherheit leisten konnte, zerschlagen hatten, hier [in Wolfach] und
begab sich eilig, ohne von dem Zweck seiner Reise sich verlauten zu lassen, nach
Kaltbrunn. Am zweiten Tag darauf folgte Bankier Benedikt von Stuttgart eben
dahin. Man konnte auf vielseitiges Nachforschen dem wahren Sachverhalt nicht
auf den Grund kommen. Gestern abend verbreitete sich nun aber die sichere
Kunde, daß die fraglichen Güter durch Vermittlung Litterers für das Bankhaus
Benedikt in Stuttgart für 125 000 Gulden käuflich erworben worden seien. Ob
eine Bedenkzeit von Seiten des Käufers ausbedungen ist, konnten wir nicht in
Erfahrung bringen".

Die Donaueschinger Verwaltung scheint zunächst uninteressiert gewesen zu sein.
Sie hielt es für zweckmäßig, der Entwicklung ihren Lauf zu lassen. Der Nachricht
, das Hofgut sei an das Stuttgarter Bankhaus für 125 000 Gulden verkauft,
schenkte sie keinen Glauben — offenbar war bereits durchgesickert, daß mit einer
derartigen Kaufsumme Harters Schulden lange nicht gedeckt werden konnten.
„Dem Vernehmen nach" schuldete Harter allein der Wolfacher Schiffergesellschaft,

!) Fürstenberg-Ardüv, Donaueschingen, Akten: Domänen-Administration, Kaltbrunn, Güter; 1292 bis
1885. — Kartenabteilung: II/II/I, 149: Hofgut des Bürgermeisters Andreas Harter in Kaltbrunn; 1841.

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