Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 147
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0149
nicht befriedigten, den „Klumpenverkauf", den Verkauf als Ganzes, verlangen.
Und dies geschah nun.

Ausgangswert bei der dritten Versteigerungsphase war der Erlös aus dem Einzelverkauf
beider Hofgüter, also 48 500 Gulden. Nun überboten sich die Steigerer
Grötz, Trick und Diefenbach. Bei 60 000 fl. gab Grötz das Rennen auf, und nun
steigerten sich Trick und Diefenbach jeweils um 100 Gulden höher. Schließlich
mochte Trick einsehen, daß Diefenbach nun nicht mehr gewillt war abzulassen.
Als dieser von 61 100 fl. mit einemmal auf 62 000 fl. hinaufging, verzichtete
Trick. „Da nach dreimaligem Ausrufen niemand weitergeboten hat, so wurden
vorstehende Liegenschaften, nämlich die beiden Hofgüter, der fürstenbergischen
Standesherrschaft zugeschlagen für die Summe von 62 000 Gulden8)."

Entsprechend den Versteigerungsbedingungen war die Steigerungssumme mit
einem Fünftel sofort, dem Rest in gleichen Jahresraten zu erlegen und mit 5 %
zu verzinsen. Letzter Zahlungstermin war der 20. Mai 1856. Im Lauf des Sommers
1856 wurden die Pfandbucheinträge in Ordnung gebracht, worüber die Gemeinde
Kaltbrunn über das Rentamt Wolfach der fürstlichen Domänenkanzlei
unterm 24. Oktober 1856 die Urkunde aushändigt.

Nunmehr war die fürstenbergische Standesherrschaft uneingeschränkter Eigentümer
der beiden vordem Harterschen Hofgüter. Sie hatte sie rechtmäßig erworben
und die beim Ubergang übernommenen Verpflichtungen gewissenhaft
erfüllt.

Was hatte den bisherigen Hofbauer Andreas Harter ins Unglück gestürzt?

Aus den Akten lassen sich wenige Gründe vermuten. Mitgespielt haben zweifellos
die wirtschaftlich verhängnisvollen Verhältnisse der Jahre vor der badischen
Revolution von 1848/49. Nun beginnen die Schulden sich aufzuhäufen, die Harter
letztlich niederzwangen. Mit die gleichen Umstände führten zum Konkurs der
Wolfacher Schifferschaft, der seinerseits wieder für Harter zur Katastrophe wurde,
als die Gantmasse ihn mit einem Barbetrag von annähernd 40 000 Gulden einsetzte
. Die zahlenmäßig nachweisbaren Kosten der Lebenshaltung gestatten keine
Rückschlüsse darauf, daß die Familie über ihren Rahmen hinaus gelebt hätte.
Eine bedeutende Baseler Hypothekenschuld, 37 000 Gulden, ist aus den Akten
nicht erklärbar. Es scheint, daß die Geldgeber, vorab Kaufleute7), 1842 Harter zu

() Hansjakobs Behauptung, der Notar habe schließlich der Versteigerung mit einer Gefälligkeit
nachgeholfen, entbehrt jeder Begründung. Im sorgsam geführten Protokoll steht keine Andeutung
irgendwelcher Art, und Eduard Hansjakob, der das größte Interesse daran gehabt hätte, daß Trick
und Diefenbach sich noch höher hinaufgesteigert hätten, erklärte — er mußte sich als .Interessent"
äußern — zu Protokoll, er habe gegen das Resultat .keine Einsprache zu machen", vielmehr sei er
.mit der ganzen Verhandlung der Versteigerung zufrieden".

Die Harterschen aneinanderliegenden weitern zwei Höfe, der Bühlhof und der Mühlhof, einige
andere Liegenschaften in Kaltbrunn, das Wohnhaus in Wolfach an der Hauptstraße, ein Garten und
verschiedene Grundstücke, Hartersche Besitzungen, die alle auch versteigert wurden, und ebenfalls
hypothekarisch belastet waren, sind im Ganturteil aufgeführt, erscheinen aber sonst in unsern Akten
nicht.

") Johann Jakob Bernouli (Vater), Handelsmann in Basel, bzw. dessen Erben (4000 fl,), Friedrich
Lötz, Seidenfärber in Basel (6000 fl.), Sebastian Burkhardt, Pastetenbäcker in Basel, bzw. dessen Erben
(4000 fl.), Heinrich Korn, Buchbinder in Basel, bzw. dessen Erben (4000 fl.), Notar Gideon Maier als
Vogt der Witwe Anna Maria Ritter, geb. Geyse (6000 fl.), Maier als Vogt der Witwe Dorothea Bernouli,

147


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0149