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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 155
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Spaziergänge vor Sonnenaufgang. Der Sattler Jäckle lebte in Haslach
nur unter dem Namen „Regenbogen" (WK 131). Als er einst
auf einen schönen Regenbogen aufmerksam gemacht wurde, da
meinte unser Sattler, der in Wien seine Gesellenjahre verbracht
hatte: „Dös is ka Regenbog'n, dös is a Kinder-Regenbog'n, in Wien
drunten, do höt's Regenbög'n!"

Ein Lehrer bekam seiner karierten Hosen wegen den Übernamen
der „Schäck" (E305). Der „Mantelnazi" (E481) hieß bei den Wol-
facher Schiffern so, weil er bei jedem Kaufabschluß einen schönen
blauen Tuchmantel mitforderte. Der komisch auftretende Stadtbote
hieß „der Staberle" (B287). Der „Vogelhans" (ESch 46) hielt sich
stets eine Anzahl Vögel in seiner Stube. Der „Spänen-Benedikt"
(Sch I 32) hatte in seiner Hütte nichts als ein Bett, einen Trog und
den Spänenhobel. Der „Hunds-Toni" (Sch I 100) war ein Hundeschinder
, der mit Hundeschmalz handelte für Schwindsüchtige. Die
„Zeinelies" (Sch II 82), eine alte Leichenbitterin, trug stets eine
„Zeine" auf dem Kopf, worin sie die fürs Leichenansagen erhaltenen
Naturalien aufbewahrte. „Trutzkopf" (F 270) wurde eine Samenhändlerin
aus dem Schwäbischen genannt, weil sie den sogenannten
Trotzkopfsalat nach Haslach brachte. Der „Rätsel-Benedikt" (Sch II
128) gab gerne Rätsel zum besten. Ein Liebhaber von Milchbrot hieß
„Weckenfresser" (Sch I 218, Schll 129).

Daß man es seiner Originalität wegen auf mehrere Übernamen
bringen kann, bewies ein Hagnauer. „Sauschinder" hieß er, weil er
gegen alle Regel dem Tier die Haut abzog; da er von jedem Jahrgang
Wein ein „Müsterle" aufhob, bekam er den Übernamen
„Müsterleschnider"; seine Schwatzhaftigkeit trug ihm den Spitznamen
„Mulschnider" ein, und da seine Frau Hebamme war, wurde
er zum „Hebammer" (Sch III 207).

Der Jörgel schwärmte für Paris und für die Franzosen: er hieß
deshalb „der Franzos" (Sch III 294), ein Name, der sich auch auf
seinen Sohn übertrug. Der „Brabanter" (MM 43) erzählte viel von
den Brabantern. Andere Namen dieser Art deuten darauf hin, daß
ihre Träger in diesen Ländern Kriegsdienste taten: „die Spaniolen"
hatten unter Napoleon in Spanien gedient, der „Kosak" (WK 335) und
der „Ruß" (W 198) waren in Rußland gewesen, der „Österreicher"
(WK 335) hatte in Oberitalien unter kaiserlicher Fahne Dienst getan
. Der „Hinkeldey" (WK 78) hatte als Dragoner unter diesem
General gedient und trug deshalb seinen Namen. Auch der „alt' Grenadier
" und „'s Groschupen Kanonier" (W 194) erinnern an die
Soldatenzeit.

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