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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 199
(PDF, 59 MB)
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Trottenkopf! ich verbiete dir mein Haus und Hof; ich verbiete dir meinen Pferde-
und Kühstall; ich verbiete dir meine Bettstatt, daß du nicht über mich trottest;
trotte in ein anderes Haus und steige über alle Berge und Zaunstecken, und über
alle Wasser, so kommt der liebe Tag wieder in mein Haus. Im Namen GOttes des
Vaters u.s.w.

Der Spruch erinnert an die Anrufung des heiligen Florian: „Bewahr mein Haus,
zünd' andre an!"

Die Bannung eines Diebes aus Gruppe 5 ist insofern interessant, als sie ihn
entweder bindet, daß er stille stehen, oder daß er das Diebesgut dem Bestohlenen
zurückstellen muß, und daß ihn ein zweiter Spruch aus der Bindung zu lösen vermag
— wobei er dann beritten ist! Wie alt der Spruch ist, beweist die Verwendung
von drei Nägeln „aus einer Totenbahr". In Parenthese wird am Schlüsse des
Gebetes angeordnet: „Die Nägel müssen aber mit Armsünderschmalz geschmieret
werden!" Um nicht zu weitläufig zu werden, muß ich auf die Verlesung der Texte
verzichten.

Aus Gruppe 6 bringe ich Ihnen ein Mittel, „wie man immer beim Spiel gewinnen
kann":

Binde mit einem rotseidenen Faden das Herz einer Fledermaus an den Arm,
womit du auswirfst, so wirst du alles gewinnen.

Das Mittel scheint ohne Gebet gewirkt zu haben, denn es ist keines beigegeben.

Die gefahrlose „Feuerbehandlung" eines Mißliebigen verspricht in Gruppe 8
folgendes „Gebet":

Einen Stecken zu schneiden, dass man einen damit prügeln kann, so weit man
auch selber entlernt ist.

Merke, wenn der Mond wieder neu an einem Dienstag, so gehe vor der Sonne
Aufgang aus, tritt zu einem Stecken, den du zuvor schon ausersehen hast, stelle
dich mit deinem Gesicht gegen der Sonnen. Aufgang und sprich diese Worte:
Steck, ich greife dich an im Namen tff. Nimm dein Messer in die Hand und
sprich wiederum: Steck, ich schneide dich im Namen ftt, dass du mir sollest
gehorsam seyn, welchen ich prügeln will, wann ich einen Namen antrete; darnach
schneide auf zwei Orte vom Stecken etwas hinweg, damit du kannst diese Worte
darauf schreiben, stechen oder schneiden: Abia, obia, sabia; lege einen Kittel auf
einen Scherhaufen, schlage mit deinem Stecken auf den Kittel und nenne des
Menschen Namen, welchen du prügeln willst, und schlage tapfer zu: so wirst du
denselben eben so hart treffen, als wenn er selber darunter wäre, und doch oft
viele Meilen Wegs von dem Ort entfernt ist. Statt dem Scherhaufen tuts auch die
Schwelle unter der Thüre, womit ein Schäfer von Bieneck an seinem Edelmann
die Probe gemacht.

Es ist schon zweifache Vermessenheit, in solchem „Gebet" erstlich Gottes Allmacht
mißbrauchen zu wollen und zweitens seine Allwissenheit und seine Gerechtigkeit
in Zweifel zu ziehen!

Abschließend bemerke ich noch, daß die Nachprüfung der Quellenangaben wie
„ex libello Gallico" und „ex libello de effectu Numismat. S. Benedict Fuldae" und
vieler anderer eine lohnende Aufgabe für einen Theologen gäbe, wobei ich nicht
vergessen will, daß keines der Gebetbücher, aus denen ich Exzerpte gemacht
habe, kirchliche Druckerlaubnis aufweist, trotzdem aber alle bei ihren ehemaligen
Besitzern als „hochgeweiht" gegolten haben; woraus Sie entnehmen mögen, welche
Behutsamkeit von Seiten meiner Base erforderlich war, so vielen schleichenden
Schaden unwirksam zu machen. Daß sie solches unternahm, mehrt ihr Verdienst
noch um ein beträchtlich Maß!

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