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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 17
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von Hamilton am Rettig, weil in dem großen Hause trotz Leibgardisten und Geheimpolizisten
sein Leben nicht gesichert schien.

Der folgende Tag war ein Sonntag. Kaiser Napoleon besuchte den Gottesdienst
in der Stiftskirche, anschließend folgte ein Frühstück im Rittersaal der Ruine
Hohenbaden, bei dem die Kapelle der Karlsruher Leibgrenadiere spielte. Gegen
zehn Uhr in den Abendstunden verließ der Sonderzug des Franzosenkaisers Baden-
Baden in der Richtung nach Straßburg. Die Ergebnisse der Zusammenkunft entsprachen
kaum dem festlichen Aufwände. Einige süddeutsche Länder, vor andern
Baden, bekannten sich zum Führungsanspruche Preußens; Bismarck indessen ging
trotz aller Anfechtungen den vorbedachten Weg, an dessen Ende Königgrätz und
Sedan aufragten.

Dies zeigte sich klar beim nächsten Fürstentage, der für 1863 nach Frankfurt
einberufen war. Weil der preußische Ministerpräsident ahnte, sein Monarch könne
Zugeständnisse machen, suchte er ihn mit allen Mitteln von Frankreich fernzuhalten
. Als der Königlich-Sächsische Staatsminister Baron von Beust bei Bismarck
in der „Villa Stephanie" einen letzten Versuch wagte, wurde ihm nachdrücklich
die Tür gewiesen. Am folgenden Tage fuhr König Wilhelm an Frankfurt vorüber
nach Berlin.

Als unmittelbare Folge vereinbarten Kaiser Franz Joseph von Österreich, Zar
Alexander von Rußland und Napoleon III. eine Aussprache im „Hotel d'Angle-
terre" zu Baden-Baden, die als D r e i - K a i s e r - T r e f f e n in die Geschichte
einging und in der vor anderm Maßnahmen erwogen wurden, ein Reich unter
preußischer Führung zu unterbinden.

Im Kurleben traten die Franzosen nach und nach hinter den Russen zurück.
Schon 1848 war der Dichter der Zarenhymne, Wasily Andrejewitsch Shukow-
s k y, auf der Flucht aus dem revolutionären Frankfurt nach Baden-Baden gekommen
und hatte im „Palais Heiligenthal" am Graben Wohnung genommen.
Hier starb er am H.April 1852.

Zehn Jahre später verspielte Dostojewsky zum Entsetzen seiner jungen
Frau auf der Baden-Badener Spielbank das gesamte Reisegeld. Damals wohnte
Iwan Turgenjew im Hause Anstett in der Schillerstraße, erwog jedoch wohl
schon den Plan eines kleinen Landhauses, das im Tiergarten unweit des Musiksalons
der gefeierten Pauline Viardot erstehen sollte. Dort besuchte ihn Theodor S t o r m.

Richard Pohl übernahm die Schriftleitung des „Badeblattes" und begann damit
das Wagnis, Baden-Baden für die „Neuhochdeutsche Schule" in der Musik
zu erobern. Wohl hatte er kurz vorher eine Enttäuschung erlebt, als er Richard
Wagner und Hector Berlioz zu einer Aussprache im „Zähringer Hofe" verlockte
; Wagner lehnte schroff ab, in dem geplanten Festspielhause die Werke anderer
Komponisten aufführen zu lassen. Endlich trug Richard Pohl die bestimmte
Zusage von Bürgermeister Gaus in der Tasche, den Bau des Festspielhauses weitgehend
zu unterstützen, da hatte sich Wagner gegenüber dem Bayernkönig so sehr
verpflichtet, daß nur noch Bayreuth in Frage kam.

Während dieser stark vordergründigen Rivalität um den neuen Feierraum war
ein anderer Großer aus dem Reiche der Musik, nahezu unbeachtet, in Lichtental

2 Die Ortenau

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