http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0093
Der Goldschatz vom Brigittenschloß
Ballade von Emmerieb A. H u b e r
I
Urstimmig faucht vom Rheintal her
die wilde Jagd zur Brandmatthalde.
Die Wolken wogen wetterschwer
im Geistertroß am Schloßkopfwalde.
Dumpf dröhnt der Donnerorgel Klang
und echot grollend um die Schrunde.
Im Blitze lodert herzschlaglang
wie eine Götterburg — die Grinde.
Eng an den Steilhang angeschmiegt,
duckt sich ein Häuschen vor dem Walde,
und unterm Strohdach blinkt ein Licht
verloren durch die Ladenspalte.
„O Mutterle, was heult so wüst?"
kommt eines Kindes banges Fragen.
Die Mutter seufzt: „Der Antichrist
tut wieder arme Seelen jagen!"
Der Sturm gespenstert um das Haus
und röhrt um Dach und Laden.
Da löscht der Wind die Lampe aus,
und in die Türe fällt ein Schatten.
Wie seltsam — dunkel wird es nicht,
von allen Enden loht die Helle.
Es steht in grünlichgelbem Licht
ein Fremder draußen auf der Schwelle.
Erschrocken zuckt des Weibes Hand
und schlägt das Kreuz, den Spuk zu bannen,
und fühlt — der Arm ist schon gebannt,
es wünscht den bösen Gast von dannen.
Verwundert sieht der Bub den Mann,
dem Lichtlein auf dem Hute flammen.
Er hat ein' grünen Schoben an,
und sein Gesicht ist voller Schrammen.
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