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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 124
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mußte. Nach dem am 10. Juni 1823 erfolgten Tode seines Vaters verheiratete er
sich am 24. März 1824 im Alter von 23 Vi Jahren mit Maria Barbara Kienzle von
Entersbach. Aus der Ehe entsprossen 6 Töchter, von denen aber 3 schon im frühen
Kindesalter starben, 2 ledig blieben, von denen aber nur die älteste ein höheres
Lebensalter erreichte. Über die jüngste Tochter enthalten die Standesbuchauszüge
keine Angaben außer der Geburt.

In der Kenntnis über Charakter und Lebensumstände des Franz Zachmann sind
wir außer dem, was vorstehend aus den amtlichen Akten entnommen werden
konnte, ganz auf das angewiesen, was uns Hansjakob in seinen Büchern berichtet.

Aus allem, was bisher über die Gründung des Fürstenberger Hofes ausgeführt
worden ist, geht hervor, daß Franz Zachmann ein kluger und unternehmender
Mann war. Als Beweis für das Ansehen, das er in der Gemeinde genoß, kann angesehen
werden, daß nach dem Ratsprotokoll vom 18. Januar 1833 Franz Zachmann
zusammen mit Bernhard Hansjakob, Johann Haser und Xaver Weber zum
Bürgerausschußmitglied gewählt und vom Bezirksamt „zur treuen Erfüllung der auf
sich habenden Obliegenheiten mit Handgelübd" verpflichtet worden ist, und daß
er von den neugewählten Ausschußmitgliedern zu ihrem Obmann gewählt wurde.

Uber seine politische Einstellung haben wir oben aus der Polemik seiner Wirtskollegen
schon einiges vernommen. Daß er von dem liberalen und revolutionären
Geist, der schließlich zur Revolution in den Jahren 1848 und 1849 geführt hat,
als Haslacher Bürger angesteckt war, erscheint nicht verwunderlich, wenn man in
Hansjakobs Jugenderinnerungen das Kapitel „Die Revolution" durchgelesen hat.
Der Fürstenberger Hof scheint der Treffpunkt der nach Freiheit dürstenden
Menschen gewesen zu sein, auf dem Viehmarktplatz vor dem Fürstenberger Hof
wurden Volksversammlungen abgehalten und vom Balkon des Hauses erfolgten
die revolutionären Ansprachen an das Volk. Hören wir, was Hansjakob selbst
erlebte und darüber schreibt: „Von jetzt ab tobte die Revolution in unserm kleinen
Städtchen wie ein alles mit sich reißender Strom. Wenn wir Knaben, oder richtiger
gesagt, wenn ich bisher an der ganzen Geschichte nur Freude gehabt, weil es etwas
zum Schauen, Spektakel und Neuigkeiten gab — so änderte sich in meinem jungen
Herzen die Sache, als neun Zehntel der Haslacher Menschen, die Weiber und die
Mädchen mitgerechnet, republikanisch verrückt wurden. Auch mich riß die allgemeine
Krankheit mit fort, und ich wurde Freiheitsmann mit Leib und Seele und
bin es geblieben bis zum heutigen Tag. Die Milch der frommen, kindlichen
Denkungsart verwandelte sich in gärendes republikanisches Drachengift, nachdem
ich auf einer Versammlung im Fürstenberger Hof den Diakonus Gerwig von
Hornberg und die kleine, lebhafte Frau des Schneiders Wendelin Eisenmann zur
Freiheit hatte aufrufen hören37)." An einer andern Stelle schreibt er: „Hier (im
Fürstenberger Hof) habe ich anno 1849 als Revolutionsknabe die ersten Reden
von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gehört. Hier habe ich die ersten
Theatervorstellungen wandernder Künstler gesehen. Im Garten des Hauses, in den
Buchsbüschen, mit denen die Beete eingefaßt waren, habe ich den Osterhasen und

5J) „Aus meiner Jugendzeit", 10. Aufl., S. 402.

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