Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 125
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0127
seine Eier gesucht38)." Für Hansjakob knüpften sich daher nicht nur turbulente
revolutionäre, sondern auch friedliche und fröhliche Kindheitserinnerungen an den
ehemaligen Fürstenberger Hof.

Franz Zachmann selbst scheint sich in dieser Revolutionszeit klug zurückgehalten
zu haben. Wenigstens hören wir in dieser Hinsicht über ihn bei Hansjakob
nichts, und er wird auch nicht unter denen genannt, die beim Fehlschlagen
der Revolution geflüchtet sind oder gefänglich eingezogen wurden. Ihn drückten
in jener Zeit wohl andere persönliche Dinge und Sorgen mehr als das öffentliche
Geschehen in der Politik. Doch lassen wir darüber am besten wieder Hansjakob
zu Wort kommen: „Auch die Taufpaten, die durch den alljährlichen Osterhas und
die Klausenwecken am Nikolaustag so viele Sterne an meinem Kinderhimmel
aufleuchten ließen, traf ein hartes Los. Der Götti (Pate), Adlerwirt Franz Zachmann
, baute 1840—1842 ein gewaltiges Bade- und Gasthaus am nordwestlichen
Ende des Städtchens und nannte es ,Fürstenberger Hof. Bei der ,Aufrichtung'
des Hauses ließ er, ein sinniger Mann, jedem Schulkind eine Brezel geben zum
Andenken.

Aber er hatte sich überbaut und in der Zeit verrechnet. Die Kur- und Badegäste
blieben aus, weil es noch nicht Mode war, in die Sommerfrische zu gehen, und
den Bauern und Fuhrleuten war das Hotel zu vornehm.

Nach drei Jahren brach sein Glück zusammen, und der Fürstenbergische Hof
wurde um ein Spottgeld versteigert.

Der Götti und seine schöne, stolze Frau retteten sich auf ein kleines Bauerngut
im nahen Harmersbach und mußten im Schweiß ihres Angesichts ihr Brot verdienen
. Dem Mann stieß dabei einmal ein Ochse ein Auge aus, und ich sah ihn
in meinen armseligen ersten Studentenferien öfters auf dem Markte in Hasle, halb
geblendet und halb arm, das Bild eines hart getroffenen Mannes.

Heute haben er und seine Frau dieses irdische Jammertal schon ein halbes Jahrhundert
überstanden und auch ihre Kinder sind längst tot39)."

Franz Zachmann kam aber nicht nur für sich und seine Frau allein ins Unglück,
er zog auch seine Verwandten mit hinein, vor allem seinen Bruder Xaver, von
dem Hansjakob schreibt: „Er war ein vornehm dreinschauender Mann mit kummervollen
Mienen, denn er hatte sein ganzes Vermögen an seinen Bruder verloren
und frühzeitig auch seine schöne Frau40)."

Nach der Schuld zu fragen, ob sie in der Person des Franz Zachmann lag oder
ob die Zeitumstände allein das Mißlingen des Unternehmens verursacht haben,
ist müßig. Sicher ist nach allem, daß ein Zug ins Großartige ihm eigen war, und
ein gut Teil Stolz. In dieses Bild fügt sich auch ein, was berichtet wird: er habe
vor Beginn der Planung seines Baues mit seiner Frau eine Fahrt in die Schweiz
gemacht, um sich dort Gasthöfe anzusehen, die ihm als Vorbild dienen konnten41).

") „In der Residenz", 2. Aufl., S. 180.
39) „Aus meiner Jugendzeit", S. 474.
") Ebenda, S. 108.

4I) Durch einen Zulall kam mir schon vor Jahrzehnten ein Aulsatz in Wasmuths Monatsheften, Jahrgang
1924, Heft 11/12, zu Gesicht: „Bauten von Züricher Architekten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
" nach Aufnahmen von Heinrich Peter. Darin zeigte eine Abbildung das Haus zum Sihlgarten

125


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0127