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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 146
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liegenden Gütern verkleinerte sich ihr Besitz sehr rasch. Das einst so fromme Geschlecht
, von denen viele Glieder hohe kirchliche Ämter bekleideten, sank zu
harten Bedrückern und Raubrittern herab. Ruhmlos starb 1634 mit Jakob der
Letzte des Stammes. Nur noch die stolzen Ruinen der weithin schauenden Burg
Geroldseck sind stumme Zeugen des einst glanzvollen Geschlechtes.

Durch Stiftungen, Schenkungen und Käufe waren die Klöster in der Ortenau
zu ausgedehntem Grundbesitz, zu Macht und Ansehen gekommen.

Dann gab es in der Ortenau eine Anzahl Rittergeschlechter wie die Herren von
Schauenburg, die vonWindeck, die von Neuenstein und Schopf heim, die Diersburger,
von Bach, von Staufenberg, Bock und Wiedergrün. Auch sie hatten größeren Besitz
mit Dörfern erworben und sich die Reichsunmittelbarkeit gesichert. Zu den
merkwürdigsten politischen Gebieten gehörten in der Ortenau die drei freien
Reichsstädte Offenburg, Gengenbach, Zell a. H. und das freie Harmersbachtal.

So war die einstige Grafschaft Ortenau um die Zeit von 1300 in eine Menge
kleiner selbständiger Gebiete zerfallen. Als Rest des ursprünglich einheitlichen
Reichsgebiets blieb die Reichslandvogtei übrig mit den vier Gerichten Achern,
Appenweier, Ortenberg, Griesheim. Die Burg Ortenberg war seit dem 13. Jahrhundert
Amtssitz des Reichslandvogtes. Die Landvogtei verlor bald die Reichsfreiheit
. Bei der ewigen Geldknappheit der deutschen Kaiser wanderte sie als
Pfandstück bald ganz, bald geteilt aus einer Hand in die andere. König Ludwig
der Bayer verpfändete sie 1334 mit den drei Reichsstädten an den Markgrafen
Rudolf von Baden. 1351 wurde die Landvogtei straßburgisch, indem Bischof
Berthold von Straßburg die Pfandschaft übernahm.

Da die Stadt Straßburg in jener Zeit mit ihren Bischöfen in heftigem Streit
stand, wurde die Ortenau, so lange sie straßburgisch war, in die Verwicklungen
und Fehden hineingezogen, wobei Dörfer verbrannt und Felder zerstampft wurden.
Das Amt eines Kirchenfürsten war in jener Zeit mit weltlicher Macht und Ehre
verbunden. Kein Wunder, wenn sich zu den hohen Kirchenstellen oft unwürdige
Adelige hindrängten, die lieber dem Kriegshandwerk nachgingen und ihr geistliches
Amt vernachlässigten. So geriet der verweltlichte Bischof Wilhelm von Diest
in Geldnot, nachdem er seine Untertanen ausgesaugt hatte. Deshalb trat er 1405
die Hälfte der Ortenau dem Kaiser Ruprecht ab, der aber die Pfandschaft nicht
für das Reich, sondern für seine Familie gelöst hatte. 1409 überließ er sie seinem
Sohne, dem Pfalzgrafen Ludwig. 100 Jahre lang blieben der Bischof und der
Pfalzgraf gemeinsame Pfandherren. Dabei wurde die Landvogtei nicht in zwei
Gebiete geteilt, von denen das eine straßburgisch und das andere pfälzisch war.
Es war so, daß die beiden Pfandinhaber die gesamten Steuern und Einkünfte der
Landvogtei halbierten. Der Pfalzgraf Philipp nahm 1486 die Herrschaft Geroldseck
in Besitz durch Eroberung des Schlosses Geroldseck. Er fiel in die Reichsacht. Nun
eroberte Kaiser Maximilian 1504 die Ortenau und zog die pfälzische Hälfte an
das Reich zurück. Sogleich verpfändete er diesen Teil wieder an den Grafen Wolfgang
von Fürstenberg. König Ferdinand I. gelang es, 1558 den fürstenbergischen
Teil einzulösen und 1559 die bischöfliche Hälfte. Die Landvogtei hatte nun aber
für immer ihre Reichsfreiheit verloren, da sie an das Haus Österreich kam. Die

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