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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0150
Die Bauern verlangten, daß mit der neuen Lehre Luthers, die Freiheit und
Brüderlichkeit zu verheißen schien, Ernst gemacht werde. Unter der „christlichen
Freiheit" verstanden die Bauern die Befreiung von Fronen, Zins und Zehnten.
Weil ihre Forderungen nicht gewährt wurden, brach im Jahre 1525 in der Gegend
von Stühlingen der Bauernkrieg aus und verbreitete sich rasch über den Breisgau,
das Elsaß, Schwaben, Franken und Thüringen. Auch in der Ortenau sammelten
sich aufständische Bauernhaufen. Die Erbitterung der Bevölkerung richtete sich
vor allem gegen die Klöster Schwarzach, Allerheiligen, Schuttern und Ettenheim-
münster. Sie erfuhren eine gründliche Ausplünderung. Doch fand der Ortenauer Aufstand
keinen blutigen Ausgang. Die Gebietsherren schlössen mit den Aufständischen
einen gütlichen Frieden und bewilligten ihnen manche gerechte Forderungen.

Reformation

In 12 Artikeln hatten die ortenauischen Bauern ihre Forderungen niedergelegt.
Im ersten Artikel verlangen sie eine Mitwirkung der Gemeinden bei Besetzung
der Pfarrstellen und eine lautere und unverdunkelte Verkündigung des Wortes
Gottes. Diese beiden Forderungen waren der Widerhall der gewaltigen Ereignisse,
die das religiöse Leben des deutschen Volkes tief erschütterten. Straßburg wurde
bald ein Hort der protestantischen Bewegung. Von hier aus verbreitete sie sich
stark in der Ortenau. Von der Freiheit, welche die neue Lehre in ihrem Banner
führte, war bei ihrer Einführung wenig zu merken. Über die heiligsten Güter des
Volkes konnte der Landesfürst mit einem Federstrich entscheiden. Die Religion
der Untertanen wurde von ihm bestimmt. Durch Spruch des Landesfürsten wurde
das gesamte Hanauerland evangelisch. Dagegen blieb die katholische Religion in
dem Gebiet der Landvogtei erhalten, da das Haus Österreich ein Gegner der
neuen Lehre war. Im fürstenbergischen Kinzigtal mußte infolge eines Regierungswechsels
der eingeführte Protestantismus dem alten Glauben weichen. Unglaublich
klingt die Tatsache, daß in der Markgrafschaft Baden im Verlauf eines Jahrhunderts
die Untertanen ihr Religionsbekenntnis siebenmal gewechselt hatten.

Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648)

Die evangelischen Fürsten gründeten 1608 einen Waffenbund, die „Union", und
im Jahr darauf verbanden sich die katholischen zur „Liga". Am 29. August 1610
zogen einige Fürsten der Union mit 3 Regimentern Fußvolk und etlichen Schwadronen
vom Elsaß über die Kehler Brücke in die Ortenau. Ein Goldscheuerer
Gemeindebericht führt an, daß das Regiment des Obristen Fuchs vier Wochen
lang sein Feldlager auf der Riedfahrt aufgeschlagen und sie verwüstet habe. Die
Einwohner wurden „wie menniglich bewüßt von der Fürsten mutwilligem, räuberischem
und tyrannischem Kriegsvolk an ihrer Leibesnahrung, Hausrat, Roß und
Vieh, Hab und fahrenden Gütern höchlich beraubt". Damit die Häuser der bedrängten
Einwohner nicht in Brand gesteckt wurden, hatte man auf Anordnung

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