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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 151
(PDF, 66 MB)
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Holländischer Krieg in der Ortenau (1672—1679)

Der deutsche Kaiser hatte Holland Hilfe gebracht, weil dieses von Frankreich
angegriffen worden war. Nun überzog der Franzosenkönig die Oberrheingebiete
mit Krieg. 1675 fiel der General Turenne plündernd im Hanauerland ein, nahm
sein Hauptquartier in Willstett und ließ an der Kinzig Schanzen aufwerfen. Am
13. Juni rückte die kaiserliche Armee unter General Montecuculi von Lichtenau
nach Urloffen und Offenburg. Turenne brach am 15. Juni mit seiner Armee auf;
deren linker Flügel lag bei Altenheim und Schuttern, die zweite Linie des rechten
Flügels bei Goldscheuer. Die Kaiserlichen lagerten am 18. Juni bei Allmannsweier
und Nonnenweier. Turenne schlug bei Altenheim die Rheinbrücke auf. Es kam zu
kleineren Gefechten, die keinen Erfolg brachten. Die Franzosen marschierten über
Goldscheuer ins Hanauerland zurück. Am 27. Juli wurden sie nach erbittertem
Kampfe bei Sasbach geschlagen. Bei Beginn desselben wurde Turenne getötet. Die
Franzosen mußten sich über Eckartsweier nach Goldscheuer und Altenheim zurückziehen
. Die Kaiserlichen rückten nach. Morgens 10 Uhr begann der Angriff oberhalb
Goldscheuer bei dem Hof Waseneck*. Nachmittags 3 Uhr wurden die Franzosen
in die von Sümpfen gedeckten Schanzen der Altenheimer Brücke zurückgedrängt
. Am 2. August flohen sie über den Rhein.

Auch das Jahr 1676 mußten die Bewohner unserer Gegend in Angst und Not
zubringen, da die Feinde plündernd gegen Offenburg vordrangen, sich aber nach
einem Gefecht bei Willstett zurückziehen mußten. 1677 war ein Schreckensjahr.
Am 12. September setzte der französische Marschall Crequy über die Schiffsbrücke
bei Rheinau, marschierte nordwärts bis Kehl und verbrannte Willstett. Von da
aus zog er, das Land zwischen Rhein und Gebirge verwüstend, gegen Freiburg.
Unter den vielen brennenden Dörfern sank auch Marlen in Schutt, ebenso viele
Häuser in Goldscheuer. Die schwer beschädigte Pfarrkirche blieb stehen, das Pfarrhaus
verbrannte. Nach mündlicher Überlieferung sollen von dem Dorfe sieben
Häuser stehengeblieben sein. Der Weidgang auf der Goldscheuerer Riedfahrt
blieb sieben Jahre unbenützt. Äcker konnten kaum angesät werden. „Die armen
verderbten Untertanen mußten von Rüben und Welschkorn leben" (Gemeindebericht
). In einem Bericht von 1684 erklären die Einwohner der Gemeinde, daß
sie seit dem letzten Kriege „total verbrändt" worden seien und die Mittel nicht
hätten, das ihrige zu reparieren und aufzubauen. 1678 ließ Crequy die Schiffsbrücke
von Hüningen nach Altenheim verbringen und setzte dort über den Rhein.
Am 15. Juli standen 10000 Franzosen unterhalb Marlen beim Spitalhof. Von hier
aus nahmen sie die Kehler Schanzen ein und zerstörten vollständig das Dorf Kehl.

Im Nymweger Frieden 1679 erhielt Frankreich Kehl, Breisach und Freiburg.
1681 fiel auch Straßburg in seinen Besitz, nachdem es 1648 den größten Teil vom
Elsaß erhalten hatte. Mitten im Frieden kamen französische Soldaten über den
Rhein und schalteten bei uns, als wären sie Herren dieses Landes. Diesen Zustand
beleuchtet ein Gemeindebericht aus Müllen vom Jahr 1683: „Wie nicht weniger
befinden sich diese Zeit auch in unserem Dörflein über 200 Franzosen, als anderer

') In den Grundstücken der Waseneck wurden später Warfen und Skelette gefunden.

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