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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 161
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Platz auf der Stammburg. Sie mußten sich auswärts umsehen nach
Lehensgütern. So kamen Herren von Hohenrode ins Neuweierer Tal.
Sie wurden vom Kaiser mit Weingütern belehnt und bauten zuerst
das obere Schloß, dann das untere, das übrigens bereits im nächsten
Jahrhundert in die Hände des Rittergeschlechts von Bach überging.
Man glaube nun nicht, daß die Röder den Weinbau in Neuweier eingeführt
hätten. Sie waren keine Winzer, sondern Ritter. Ihr Ideal war
Reiten, Kampfspiel, Minne, Dienst im kaiserlichen Heer. Den Weinbau
überließen sie ihren Hörigen, übrigens war die soziale Lage der
Leibeigenen und der freien Bauern damals durchaus nicht schlecht.
Die Stauferzeit brachte eine Blüte für Ritter und Bauern. In der Landwirtschaft
gab es manche vorteilhafte Neuerung, bäuerliche Geräte
wurden verbessert, neue Obst- und Rebsorten eingeführt. Der Weinbau
des Mittelalters beruhte indessen auf anderen Grundsätzen als
heute. Qualitätsweine in unserem Sinne gab es nicht. Die Rebsorten
wurden gemischt angepflanzt, man kannte nur Weißwein und Rotwein.
Die Kellerwirtschaft war durch rezeptartige Gebrauchsanweisungen
geregelt. Das Keltern erfolgte gemeinsam.

Das Ende der Stauferherrlichkeit leitet den Niedergang des Rittertums
ein. So mancher Junker kümmert sich mehr als bisher um die
Bewirtschaftung seiner Güter, so auch die Besitzer der beiden
Schlösser in unserem Tal. Aus dem oberen Schloß war eine sogenannte
Ganerbeburg geworden, d. h. mehrere Familien hatten
Nutznießungsrecht. Für die Verwaltung der Güter war das von
Nachteil und Anlaß zu Streitigkeiten. Der lachende Dritte war der
zinspflichtige Rebmann, der, die Uneinigkeit schlau ausnützend, eine
bequemere Leiheform erhandeln konnte. Daß überhaupt das Verhältnis
zwischen Herrschaft und abhängigen Leuten gut war, dafür spricht
der fromme christliche Geist der Schloßbesitzer. Sie erbauten 1329
zusammen mit den Talbewohnern neben dem oberen Schloß eine
Kapelle und gründeten eine Pfründe zum Unterhalt eines Priesters,
der jeden Morgen eine hl. Messe lesen sollte. Sonntags gingen die
Leute wie bisher zum Gottesdienst nach Steinbach, dorthin gehörte
Neuweier pfarramtlich bis 1861. Mit dem Einzug eines Priesters in
unser Tal wurde so mancher übelstand behoben, unter anderem
konnte er sich der Unterweisung der Kinder widmen, die bisher ausschließlich
Sache der Eltern gewesen war. Bis in die Reformationszeit
hinein bestand diese wohltätige Einrichtung, in der Zwischenzeit
war sogar eine zweite Pfründe für einen zweiten Priester gegründet
worden, die aber bald wieder einging. Weiterhin bekunden

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