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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 163
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tes 1689 suchten die Besitzer dort Schutz gegen die Machtansprüche
der Markgrafen, es kam zum Prozeß, der beim Untergang des Deutschen
Reiches 1806 noch nicht zu Ende war. Diese Reibereien brachten
wohl auch für die Gemeinde manche Unannehmlichkeit. Ein Gutes
haben wir der territorialen Fürstengewalt zu verdanken, die Einführung
der Volksschule. Der Markgraf von Baden-Durlach ging
hierin voran, der von Baden-Baden folgte seinem Beispiel. Neuweier
bekam gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine Volksschule. Für den
Weinbau waren die unruhigen Zeiten nicht günstig. Nachdem im
14. und 15. Jahrhundert die Anbauflächen infolge großer Nachfrage
nach Wein Rekordziffern aufwiesen, geht der Anbau zurück, erst
recht im kriegerischen 17. Jahrhundert. Dazu kam, daß man mehr
Wert auf Menge als auf Güte legte. Massenträger waren der Elbling,
dessen Anbau auf die Römer zurückgeht, und der Ortlieber, der im
16. Jahrhundert aus dem Elsaß eingeführt wurde. 1539 war ein ertragreiches
Weinjahr, wie man es seit Menschengedenken nicht erlebt
hatte. Die Fässer wollten nicht ausreichen, um all den Wein zu
fassen, um einen Batzen bekam man 12 Maaß. Was den Absatz betrifft
, so wurde viel Wein ins Schwabenland verkauft, Ulm war der
Mittelpunkt des süddeutschen Weinhandels. Wein wurde auch im
Dorfe selber feilgeboten, in den Straußwirtschaften und von den
Schildwirten. Die Schloßherren hatten ein Bannrecht für ihren Wein,
d. h. solange sie Wein zu verkaufen hatten, durfte niemand sonst
neuen Wein verkaufen.

Die staatliche Zerrissenheit, welche die Reformationszeit gebracht
hatte, machte unser Vaterland zum Spielball einer ehrgeizigen französischen
und schwedischen Politik. 1630 kam Gustav Adolf nach
Deutschland, angeblich um die Sache des Protestantismus zu retten.
Und das Ergebnis? Ein Rauben und Morden, ein Sengen und Brennen,
wohin seine Soldaten kamen. Auch unser friedliches Tal sollte es zu
spüren bekommen, was Religionskrieg ist. Kaum ein Haus blieb ganz,
die Dorfkapelle ward geschändet. Wer nicht in die Wälder geflohen
war, starb eines elenden Todes. Im letzten Teil des Dreißigjährigen
Krieges erschienen auch noch die Franzosen auf dem Schauplatz und
halfen beim Plündern. Das ganze Jahrhundert hindurch wurde sie
Deutschland nimmer los. Ja, im letzten Jahrzehnt schien Ludwig XIV.
den Abschaum seiner Truppen auf die Pfalz und Baden loszulassen.
Etwa 3000 Städte, Dörfer und Burgen gingen in den Jahren 1689 bis
1693 in Flammen auf, darunter auch unser Dorf. Die Kapelle ward
eine Ruine, nur die Muttergottesstatue mit dem Jesuskinde blieb

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