Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 181
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0183
kirchlichen Übungen und Feiern aufgegeben und ist in die Stiftskirche
umgesiedelt. Ferner gibt der knappe zeitliche Abstand in der
Datierung der beiden Urkunden — Speyer 4. Februar, Rom 20. Februar
1468 — einige Rätsel auf. Sie lassen sich vielleicht lösen, wenn
man zur Erklärung die Baugeschichte der beiden Kirchen und ihre
in jene Zeit fallenden Renovierungen heranzieht, die eine Ubersiedlung
in die Stiftskirche nahelegen, zugleich aber auch der Vermutung
Raum geben, daß die Fraternitas Mercatorum in Baden älter ist als
ihre erste urkundliche Erwähnung.

Bei der erhöhten Bedeutung, welche die Stiftskirche in jenem ersten
Jahrzehnt nach ihrer Umwandlung aus einer, übrigens ursprünglich
dem Kloster Lichtental zugehörigen und von ihm abhängigen
Pfarrkirche zu einem selbständigen Kollegiatstift zweifellos erhalten
hat, wäre es nicht unwahrscheinlich, daß eine so angesehene und
große Bruderschaft wie die der Kaufleute aus repräsentativen Gründen
gewissermaßen diesen Wechsel von der Kapelle in der Spitalkirche
zur Stiftskirche vollzogen hat. Auch die Tatsache, daß man
den Päpstlichen Stuhl zur Genehmigung dieses lOOtägigen Ablasses
bemühte, deutet darauf hin. Schließlich läßt die ausdrückliche Erwähnung
der „dort errichteten Bruderschaft" vermuten, daß dies
eine Neuheit war.

Es gibt aber noch einen weiteren mittelbaren Hinweis darauf, daß
die Marienkapelle sogar in besonderem Sinne dieser Bruderschaft
zugehörte. Bei oder nach dem umfassenden Umbau und Neubau der
alten Pfarrkirche, als sie 1453 Stiftskirche wurde, muß auch die
Marienkapelle — das Marienchörlein (Salvechörlein) in der neueren
Literatur genannt (vgl. Die Kunstdenkmäler der Stadt Baden-Baden
S. 78, 85, 89. Karlsruhe 1942) — entstanden sein, und zwar nach dem
Chorbau, wie das zugesetzte Fenster, die Strebepfeiler und die sonstigen
Bau- und Schmuckformen beweisen. Es ist nämlich eigentlich
ein Anbau, eine eingeschossige Verlängerung des nördlichen Seitenschiffs
, ohne Strebepfeiler am Chorschlußansatz, vom Langhaus um
eine Zugangsstufe erhöht und hat einen besonderen, spitzbogigen
Durchgang mit vier Stufen zum Chor. Ebenso hat es eigene Fenster,
die nicht zur Fensterflucht des Langhauses gehören. Im Schlußstein
befindet sich das Badener Wappenschild.

Dies alles läßt vermuten, daß die Bruderschaftskapelle von der
vermögenden Fraternitas Mercatorum erbaut oder wenigstens von
ihr zum Teil finanziert wurde, nachdem man sich offenbar entschlossen
hatte, die vor dem Gernsbacher Tor außerhalb der Stadtmauer

181


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0183