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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 211
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Zum Lautstand der mittelbadischen Mundarten

Von Alfons Staedele

Einleitung. Innerhalb der hochdeutschen Sprache unterscheidet man der
zeitlichen Abfolge nach Althochdeutsch (ahd.) 700—1100, Mittelhochdeutsch (mhd).
1100—1500, von da an Neuhochdeutsch. Das Althochdeutsch besitzt noch reichlich
volltönende, ungetrübte Vokale in den Endsilben. Mit der Zeit aber geht der Ton
immer entschiedener auf den Stamm des Wortes über, und die Folge davon ist,
daß die stärkeren Vokale der Endungen im Mittelhochdeutschen zu e abgeschwächt
sind. Im Neuhochdeutschen erfolgt weitere Abschwächung der Flexionsendungen.
Beispiele: die Gabe dekliniert in der Mehrzahl ahd. geba, gebono, gebom, geba,
mhd. gebe, geben, geben, gebe, ahd. lautet die Nennform faran, salbon fahren,
salben, die Gegenwart zu nehmen heißt ahd. nimu, nimis, nimit, nemames, nennt,
nemant, mhd. nime, nimest, nimet, nemen, nemet, nement. Im Neuhochdeutschen
werden die langen Vokale i zu ei, u zu au, iu (gesprochen ü) zu eu, die Doppellaute
ie, uo, üe aber zu den Einlauten i, u, ü. Da die alemannischen Mundarten
sich weithin aus dem Mittelhochdeutschen entwickelt haben, geht man bei der Betrachtung
und Erklärung der Mundarten am besten vom Mittelhochdeutschen aus.

Die Sprache Mittelbadens ist alemannisch, aber dieses Alemannische ist
gemäßigt und nichts weniger als einheitlich, fast jeder Ort besitzt seine sprachlichen
Sonderheiten. Doch gehen jeweils einige, ja bisweilen viele Orte in manchen
Spracherscheinungen einig, so daß von Sprachlandschaften gesprochen werden kann.
Natürliche Grenzen, Territorial- und Konfessionsgrenzen sind dabei von ausschlaggebender
Bedeutung. Starken Einfluß auf die Sprachgestaltung üben der
Verkehr, Schule, Kirche und Rundfunk aus. Wie die Hochsprache ist auch die
Mundart langsamen, ständigen Veränderungen unterworfen, aber das Alemannische
wird noch lange nicht in der Schriftsprache aufgehen.

Gemeinsam sind im allgemeinen den Mundarten Mittelbadens die alten
mhd. Doppellaute ie, uo als ue, üe als ie, z. B. Buech, duech, guet, luege schauen,
briele brüllen, weinen, hiede hüten, riefe rufen, Brief, dief, fliege, ziege ziehen,
rieschder Riester oder genauer Riaschder, Schual im hinteren Renchtal, Riäschder,
Schuäl im vorderen Renchtal, am Kaiserstuhl und ähnlich im Kinzigtal, Rieschder
und Schuel im Hanauerland und an anderen Orten, z. B. schon in Iffezheim,
Haueneberstein, Balg, Lichtental. Weithin gemeinsam sind ihnen die mhd. langen
Einlauter i, u, ü als i (mhd. iu), schon beginnend in Au a. Rh., Durmersheim,
Muggensturm, z. B. Wib, schriwe, bliwe, Hus, Hiser Häuser, doch Zwielaute zeigen
gneje, gnäje knien, schneje schnäje schneien, Blei, Brei, drei. Der Laut u wird

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