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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 212
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westlich wie im Elsaß zu ü erhöht, z. B. Büch Bauch, süfer sauber, bfüse pusten.
Die hochalemannischen Laute ö und ü in ihrem schönen, vollen Klang sind entrundet
, z. B. hile heulen, Lit Leute, zwelf zwölf, sieß süß, lede löten, Mile Mühle,
e statt ö ist seit dem 14. Jahrhundert häufig in elsässischen Quellen nachweisbar.
Die frühere mhd. Kürze erscheint in offener Silbe gedehnt, z. B. Fade, lade, sage,
Schade, Wage, lege, lige, Igel, Hose, Ofe, Mihle, aber im Hanauerland besteht
bisweilen Kürze: Hosebode, weni wenig, zefride, Rin, Win, Frucht, Sucht. Auch
in Wurst, Durst, Schurz, Burst (Burschen = Kinder), Bürst weist das Hanauerland
Kürze auf, während in fast allen Orten gedehntes u und ü gelten. Kürzungen
zeigen die Worte Sit Seite, wit weit, grut Kraut, Hut Haut, hit heute, Lit Leute,
bfife pfeifen, schlife schleifen, stif steif, sufe saufen, ebenso im mittleren Zorntal:
Hüfe Haufen, süfe saufen.

Auffallende Verschiedenheiten sind Schwund des e in der
Vorsilbe ge im Mittelwort der Vergangenheit in einem großen Teil der Ortenau
und des Breisgaus, Erhaltung in den Hanauerorten und im Elsaß: gloge, gfloge,
gwoge, gfunde; gewist gewußt, gelofe gelaufen, gebunde, gedelt geteilt. Die Verkleinerungssilbe
im Südosten der Ortenau und im Breisgau lautet -Ii, in den Riedorten
, im Hanauerland und in Achern, Sasbach und Bühl, auch z. B. in Straßburg,
-el, Mehrzahl -le: Kindli, Kindel, Kindle; Reßli, Ressel, Reßle.

Mhd. gan (gehen) entwickelte sich zu gen in Offenburg und vielen anderen
Orten, ge in Ohlsbach, Schuttern, auch in Rotweil, Burkheim und Jechtingen am
Kaiserstuhl, gin in den Hanauerorten, gi in Durbach, Oppenau und anderen Orten
, gu in Berghaupten, Diersburg, go in Oberschopfheim, man ged in Niederschopfheim
, man god in Oberschopfheim, gou gilt für St. Peter und St. Märgen.
Derselbe Vorgang ist bei mhd. stan (stehen) feststellbar.

Mhd. lan (lassen) wird Ion in Goldscheuer, lo in Ober- und Niederschopfheim,
lun in den Hanauerorten, len im Ried und in anderen Orten, lu in Appenweier
und weiteren Orten, losse aus lassen im Osten der Ortenau. Das Mittelwort der
Vergangenheit lautet gelun in Kork, glon in Dundenheim, glo in Hofweier, glen
z. B. in Schutterwald, glu in Seebach, glost in Seelbach und anderen Orten.

Mhd. han (haben) ergab die Form hon mit langem oder kurzem, nach o ver-
dumpftem a im Hanauerland, im Ried und in der Offenburger Gegend, ho mit
offenem oder geschlossenem o in Appenweier, Durbach, Kuhbach und weiteren
Orten. Sein Mittelwort der Vergangenheit lautet khet an vielen Orten, khon und
kho ebenfalls an vielen Orten, kha z. B. in Bleichheim.

Weitere sprachliche Unterschiede stellen sich heraus bei der
Behandlung der Einlaute a, e, o, u und der Zwielaute ei und au. Mhd. kurzes a
erscheint als verdumpftes a im Westen der Ortenau und des Breisgaus, auch z.B.
in Durbach, Sasbach (Achern), Stadelhofen, sodann in Straßburg, dem Münster-
und Zorntal; im Osten der Ortenau und des Breisgaus begegnet ein helles a: alt,
Katz, Bach, Tag, mache, sage. Mhd. langes a wird in der westlichen Ortenau und
im westlichen Breisgau und z. B. in Sasbach (Achern) geschlossenes o, in den östlicheren
Orten offenes o: Johr, Lohr, Mol, Stroß, frage, schlofe, ebenso z. B. in
Stahringen (Stockach). In einem Vertrag vom Jahre 1388 der Herren von Hom-

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