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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 31
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0033
8 Pfd. 15 sh gen Eßlingen geschickt, davon 3 Pfd. dem Doctor Hieronymus
Huser wegen des Aptens in die Canzley umb Abschrift der Kundschaften kommen."

So weit, im ganzen wörtlich, die Einträge, welche den Krieg betreffen, den
der Gengenbacher Rat in jener Zeit mit dem Kloster führte.

Was lag diesen Schreiben und Reisen denn zugrunde? Von Straßburg her war
das Luthertum auch in Gengenbach eingedrungen; der Rat hatte ja stets die engsten
Beziehungen zu Straßburg; wir hörten eben, daß der Rat den Straßburgern
einen halben Ohm Wein schenkte. Leutpriester oder Pfarrer in Gengenbach war,
wohl vom Rat eingeführt, Cunrat Servitoris; dieser war gegen „den
Klosterconvent feindlich thätig". Als der Abt einmal abwesend war, hatte er
„die Conventualen dermaßen bedrängt, daß diese ihn durch Geschenke an Wein
und Geld beschwichtigen mußten".

Als Abt erscheint PhilippvonEselsberg; er war 1507 Nachfolger des
Abtes Konrad von Mühlheim geworden, der das Frauenchörlein an die Kirche
angebaut hat, wie die dortige Inschrift besagt. Abt Philipp war Kaiser Max innig
befreundet; der Kaiser hatte ihn auch selbst zweimal im Kloster besucht. Derselbe
Kaiser Max, den wohl die Statue auf dem Marktbrunnen verewigt, hatte
im Jahre 1504 dem Pfalzgrafen Philipp die Grafschaft Ortenau abgenommen und
sie dem Hause Fürstenberg verpfändet; derselbe Kaiser hatte auch den Gengenbacher
Stadtherren ihre Privilegien aufs neue bestätigt. Im Jahre 1509 kam so
die Ortenau an den jungen Grafen Wilhelm von Fürstenberg; er war
ein Fürst, wie es damals so viele gab. Im Alter von 15 Jahren war er bereits
verheiratet. In der Folge war er mehr und mehr ein wilder Krieger, der charakterlos
in allen Lagern kämpfte; er kämpfte für Kaiser Karl V., aber auch wiederholt
in Diensten Franz' I. gegen den Kaiser; er war namentlich ein führender
Vorkämpfer im Lager der protestantischen Fürsten in ihren Kriegszügen gegen
den Kaiser. So hatte er denn auch in der Landgrafschaft Ortenau die Reformation
eingeführt; sehr früh mischte er sich auch in Gengenbach ein. Vor allem gedachte
er, seine stets leere Kasse dadurch zu füllen, daß er das Kloster mit Hilfe der
Reformation an sich brachte.

Nun liegt ein Schriftstück vom 25. Februar 1525 vor, das besagt, daß Abt,
Prior und die andern Conventualen eine lebenslängliche Rente bekommen, im
übrigen aber auf das Kloster und seine Einkünfte, natürlich zugunsten des Grafen,
verzichten. Doch eine andere Urkunde besagt, daß dieser sogenannte Vertrag
durch den Grafen und die Stadt einfach gewaltsam erpreßt worden war, indem
„der Graf mitsamt einem ehrbaren Rat zu Gengenbach" den Abt und die andern
acht Klosterinsassen gefangen nahmen und ihnen jenen sogenannten Vertrag abnötigten
. Darauf bezieht sich wohl auch jener Ausgabeposten in der Gengenbacher
Stadtrechnung, der nötig fiel, „als man das Closter innam".

Doch das Reichsregiment zu Eßlingen verwarf am 21. September 1525 jenen
erpreßten „Vertrag" und setzte den Convent wieder in seine Rechte ein. Am
12. Juni 1526 wurde diese Anordnung bestätigt, und zugleich wurde mitgeteilt,
die Reichsregierung werde den „angemaßten Vertrag" an den Reichstag nach
Speyer geben und verlange, daß der Graf und der Rat inzwischen das Kloster

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